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Offener Brief an die Aufsichtsratsmitglieder der GBG

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„Das wird kein Luxus-Projekt“, sagt Geschäftsführer Frings über die Neubauten in der Neckarstadt-Ost, die genauso viel kosten sollen wie dieses Angebot aus Feudenheim | Screenshot: GBG-Webseite

Viele der Argumente, wie z.B. die wachsende Anzahl an Single- und Alleinerziehendenhaushalten und der sich abzeichnende Anstieg der Altersarmut, gelten genau so für die Neckarstadt-Ost. Den Zweifeln an der Wirtschaftlichkeit einer Sanierung steht die Aussage des kaufmännischen Prokuristen der GBG gegenüber, dass die Wohnungsbaugesellschaft an Neubauten nicht mehr verdiene als an sanierten Häusern. Während auf der einen Seite über mangelnde Wohnungsbauförderung geklagt wird, sollen sozialverträglich sanierbare Wohnungen abgerissen werden. Letztlich wird nur der unterschiedliche Wohnraumbedarf verschiedener sozialer Gruppen gegeneinander ausgespielt. 

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Offener Brief von Jörg Wächter:

Angesichts der am 19.3. anstehenden Entscheidungen bezüglich des Vorhabens der GBG am Adolf-Damaschke-Ring wollen wir Ihnen auf diesem Wege nochmals unsere Standpunkte darlegen.

„Während die Zeilenbauten und ihre langjährigen Bewohner in die Jahre gekommen sind und einer grundsätzlichen Erneuerung bedürfen, …“. So schreibt Prof. Dr.-Ing. Annette Rudolph- Cleff der TU Darmstadt in VM – Verbandsmagazin 3/2011, S.14 im Auftrag der GBG über die Notwendigkeit einer Erneuerung von Menschen. Menschen, die teilweise seit der Einweihung der Aubuckelsiedlung hier wohnen. Hier haben sie ihre Kinder groß gezogen, hier haben sie ihre Ehepartner verloren und nun ist es an der Zeit, sie zu erneuern.

In der Aubuckelsiedlung haben die Menschen ein Zuhause gefunden und glaubten, dass die Bedeutung dessen auch für die städtische Gesellschaft GBG herausragend sei. Die Feststellung, dass nun auch die GBG andere Prioritäten in ihrer Geschäftsführung setzt, hat nicht nur bei den Bewohnern sondern auch in der gesamten Stadt Mannheim zu einem hohen Vertrauensverlust in die bisher angenommene besondere Stellung der GBG geführt.

Selbst wenn Sie die persönliche Seite dieses Vorgehens außer Acht lassen könnten, müssten Sie die geplante Maßnahme aus wohnungspolitischen Gründen ablehnen. Gerade im Hinblick auf eine wachsende Anzahl an Single- und Alleinerziehendenhaushalten und einen sich abzeichnenden Anstieg der Altersarmut haben die Wohnungen in der Aubuckelsiedlung auch zukünftig eine wichtige Bedeutung. Hier in Feudenheim gibt es in dem Bereich des „bezahlbaren Wohnraums“ eben nicht zu viel sondern zu wenig Wohnungen. Es ist doch ein strategisches Ziel der Stadt Mannheim, die soziale Segregation in Mannheim zu verringern. Tragen die jetzigen Pläne der GBG, auch wenn sie jetzt leicht abgewandelt werden sollten, denn zu diesem Ziel bei?

Es wurde bereits von der Verwaltung der Stadt Mannheim festgestellt, dass in dem Bereich der unteren bis mittleren Einkommen, die nicht niedrig genug sind, um Unterstützung zu bekommen, eine angespannte Lage herrscht. Mit dem Abriss von Wohnungen in diesem Bereich, wie es nicht nur von der GBG in bestimmten Stadtteilen geplant und durchgeführt wird, verschärft sich diese Lage zwangsläufig. Sie müssen sich die Frage stellen, ob Mannheim und im speziellen Feudenheim auf diese Wohnungen verzichten kann. Solange in diesem Preissegment nicht neu gebaut werden kann, ist der Erhalt aller bestehenden Wohnungen zwingend gegeben. Es ist eben auch keine glaubwürdige Politik, diese sanierbaren Wohnungen abzureißen, gleichzeitig aber die unzureichende Wohnungsbauförderung zu beklagen.

Niemand stellt dabei in Frage, dass Mannheim auch mehr hochwertigen Wohnraum benötigt. Es ist aber ein klarer Fehler, wenn hier der unterschiedliche Wohnraumbedarf verschiedener sozialer Gruppen gegeneinander ausgespielt wird. Es wirkt geradezu bizarr, dass dies auch noch in einer nach Adolf Damaschke benannten Straße gemacht wird.

Speziell im Hinblick auf den Grünzug Nord-Ost und die hiermit verbundene Bundesgartenschau muss ein klares Zeichen gesetzt werden, dass dieses Vorhaben nicht nur für einzelne Gruppen, sondern für alle jetzigen und zukünftigen Mannheimer eine Bereicherung sein soll. Die bisherigen Planungen auf Spinelli gehen im Wesentlichen in die Richtung des „hochwertigen Wohnraums“ und es darf auch nicht vergessen werden, dass die GBG am Adolf-Damaschke-Ring bereits 54 Wohnungen durch 30 hochwertige Wohnungen ersetzt hat. Eine punktuelle Aufwertung des Wohnungsbestandes wurde also schon umgesetzt. Ein weiterer Abriss und Ersatz von Gebäuden am Adolf-Damaschke-Ring würde eben den Eindruck vieler verstärken, die Bundesgartenschau würde nur für „Reiche“ gemacht und das „kleine Volk“ bliebe außen vor. Dies kann wohl kaum im Interesse der Stadt Mannheim sein.

Als Argument für den Abriss wurde eine fehlende Zukunftsfähigkeit der Wohnungen genannt. Sie müssen die Frage stellen, an welchen Faktoren dies gemessen wird: Kein struktureller Leerstand und eine geringe Fluktuation; erst durch Entmietung seit mehreren Jahren wurde der Leerstand langsam erhöht, aber selbst für diese Wohnungen besteht noch eine hohe Nachfrage; die durchschnittlichen Mieten in der Aubuckelsiedlung liegen deutlich über der Durchschnittsmiete bei der GBG; eine hohe Zufriedenheit der Mieter mit ihrer Wohnsituation trotz geringer Investitionen seitens der GBG. All diese Faktoren zeigen doch, dass sich die Frage nach der Zukunftsfähigkeit der Wohnungen zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht stellen dürfte. Jeder Vermieter sollte sich über eine so gut funktionierende und wirtschaftlich stabile Wohnsiedlung freuen. Es ist doch nicht nachvollziehbar, wieso in einer gut vermieteten Siedlung eine Sanierung nicht wirtschaftlich tragbar sein sollte. Selbstverständlich sorgt eine bedarfsgerechte Sanierung der Wohnungen am Adolf-Damaschke-Ring dafür, dass diese Wohnungen auch in den kommenden Jahrzehnten zukunftsfähig bleiben. Dass dies möglich ist, beweist die GBG doch in vielen anderen Stadtteilen.

Hierzu kommt die Aussage von Herrn Zimmermann, dem Prokuristen der GBG, auf der Mieterversammlung im Dezember 2014, dass die GBG an den Neubauten nicht mehr verdienen würde als an sanierten Häusern. Wieso wird ein Projekt, das der GBG noch nicht einmal wesentliche wirtschaftliche Vorteile bringt, hier geradezu zwanghaft durchgedrückt? Gegen massiven Widerstand der Mieter und der Anwohner im Adolf-Damaschke-Ring; gegen die eindeutige Positionierung des Bezirksbeirats Feudenheim; gegen all die Bürger, die sich in kurzer Zeit mit ihrer Unterschrift gegen einen Abriss am Adolf-Damaschke-Ring ausgesprochen haben und gegen den, zumindest öffentlich geäußerten, Widerspruch aller politischen Kräfte Mannheims. Ein anwesender Bürger stellte bei der letzten Bezirksbeiratssitzung in Feudenheim die Frage: Wenn alle gegen dieses Projekt sind, wie kann es sein, dass dies durchgeführt wird? Haben Sie eine Antwort?

Eine zu hohe Anzahl an Mietern in der Aubuckelsiedlung sagt bis heute, dass sie ihre Wohnung nicht aufgeben werden. Einige von diesen kennen Sie aus den verschiedenen Fernseh- und Zeitungsberichten. Welche Pläne liegen denn vor, diesen starken Widerstand zu brechen? Wollen Sie tatsächlich am Ende teilweise 80- und 90-jährige Rentner mit Räumungsbeschluss aus ihren Wohnungen klagen? Ist es denn überhaupt noch möglich, Abrisspläne ohne weiteren Schaden für die GBG, die Stadt Mannheim und die im Aufsichtsrat vertretenen Parteien zu verwirklichen? Antworten auf diese Frage müssen Sie am 19.3. von der Geschäftsführung der GBG verlangen.

Die beste und wahrscheinlich einzige Möglichkeit, alle Mieter am Adolf-Damaschke-Ring abzusichern und weitergehend bezahlbaren Wohnraum in Feudenheim anzubieten, ist es, den Abriss von Häusern durch die GBG jetzt zu verhindern. Auch eine leichte Veränderung des bisher vorgestellten Konzepts, kann die Nachteile, die durch einen Abriss von Wohnungen in der Aubuckelsiedlung entstehen würden, nicht ausgleichen.

Wir bitten Sie daher, sich im Aufsichtsrat gegen einen Abriss der Häuser am Adolf- Damaschke-Ring auszusprechen.

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