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Stadtentwicklung

Offener Brief an die Aufsichtsratsmitglieder der GBG

GBG Mannheim   Immobilien  20150312  Kopie 620x587 - Offener Brief an die Aufsichtsratsmitglieder der GBG
„Das wird kein Luxus-Projekt“, sagt Geschäftsführer Frings über die Neubauten in der Neckarstadt-Ost, die genauso viel kosten sollen wie dieses Angebot aus Feudenheim | Screenshot: GBG-Webseite

Viele der Argumente, wie z.B. die wachsende Anzahl an Single- und Alleinerziehendenhaushalten und der sich abzeichnende Anstieg der Altersarmut, gelten genau so für die Neckarstadt-Ost. Den Zweifeln an der Wirtschaftlichkeit einer Sanierung steht die Aussage des kaufmännischen Prokuristen der GBG gegenüber, dass die Wohnungsbaugesellschaft an Neubauten nicht mehr verdiene als an sanierten Häusern. Während auf der einen Seite über mangelnde Wohnungsbauförderung geklagt wird, sollen sozialverträglich sanierbare Wohnungen abgerissen werden. Letztlich wird nur der unterschiedliche Wohnraumbedarf verschiedener sozialer Gruppen gegeneinander ausgespielt. 

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Offener Brief von Jörg Wächter:

Angesichts der am 19.3. anstehenden Entscheidungen bezüglich des Vorhabens der GBG am Adolf-Damaschke-Ring wollen wir Ihnen auf diesem Wege nochmals unsere Standpunkte darlegen.

„Während die Zeilenbauten und ihre langjährigen Bewohner in die Jahre gekommen sind und einer grundsätzlichen Erneuerung bedürfen, …“. So schreibt Prof. Dr.-Ing. Annette Rudolph- Cleff der TU Darmstadt in VM – Verbandsmagazin 3/2011, S.14 im Auftrag der GBG über die Notwendigkeit einer Erneuerung von Menschen. Menschen, die teilweise seit der Einweihung der Aubuckelsiedlung hier wohnen. Hier haben sie ihre Kinder groß gezogen, hier haben sie ihre Ehepartner verloren und nun ist es an der Zeit, sie zu erneuern.

In der Aubuckelsiedlung haben die Menschen ein Zuhause gefunden und glaubten, dass die Bedeutung dessen auch für die städtische Gesellschaft GBG herausragend sei. Die Feststellung, dass nun auch die GBG andere Prioritäten in ihrer Geschäftsführung setzt, hat nicht nur bei den Bewohnern sondern auch in der gesamten Stadt Mannheim zu einem hohen Vertrauensverlust in die bisher angenommene besondere Stellung der GBG geführt.

Selbst wenn Sie die persönliche Seite dieses Vorgehens außer Acht lassen könnten, müssten Sie die geplante Maßnahme aus wohnungspolitischen Gründen ablehnen. Gerade im Hinblick auf eine wachsende Anzahl an Single- und Alleinerziehendenhaushalten und einen sich abzeichnenden Anstieg der Altersarmut haben die Wohnungen in der Aubuckelsiedlung auch zukünftig eine wichtige Bedeutung. Hier in Feudenheim gibt es in dem Bereich des „bezahlbaren Wohnraums“ eben nicht zu viel sondern zu wenig Wohnungen. Es ist doch ein strategisches Ziel der Stadt Mannheim, die soziale Segregation in Mannheim zu verringern. Tragen die jetzigen Pläne der GBG, auch wenn sie jetzt leicht abgewandelt werden sollten, denn zu diesem Ziel bei?

Es wurde bereits von der Verwaltung der Stadt Mannheim festgestellt, dass in dem Bereich der unteren bis mittleren Einkommen, die nicht niedrig genug sind, um Unterstützung zu bekommen, eine angespannte Lage herrscht. Mit dem Abriss von Wohnungen in diesem Bereich, wie es nicht nur von der GBG in bestimmten Stadtteilen geplant und durchgeführt wird, verschärft sich diese Lage zwangsläufig. Sie müssen sich die Frage stellen, ob Mannheim und im speziellen Feudenheim auf diese Wohnungen verzichten kann. Solange in diesem Preissegment nicht neu gebaut werden kann, ist der Erhalt aller bestehenden Wohnungen zwingend gegeben. Es ist eben auch keine glaubwürdige Politik, diese sanierbaren Wohnungen abzureißen, gleichzeitig aber die unzureichende Wohnungsbauförderung zu beklagen.

Niemand stellt dabei in Frage, dass Mannheim auch mehr hochwertigen Wohnraum benötigt. Es ist aber ein klarer Fehler, wenn hier der unterschiedliche Wohnraumbedarf verschiedener sozialer Gruppen gegeneinander ausgespielt wird. Es wirkt geradezu bizarr, dass dies auch noch in einer nach Adolf Damaschke benannten Straße gemacht wird.

Speziell im Hinblick auf den Grünzug Nord-Ost und die hiermit verbundene Bundesgartenschau muss ein klares Zeichen gesetzt werden, dass dieses Vorhaben nicht nur für einzelne Gruppen, sondern für alle jetzigen und zukünftigen Mannheimer eine Bereicherung sein soll. Die bisherigen Planungen auf Spinelli gehen im Wesentlichen in die Richtung des „hochwertigen Wohnraums“ und es darf auch nicht vergessen werden, dass die GBG am Adolf-Damaschke-Ring bereits 54 Wohnungen durch 30 hochwertige Wohnungen ersetzt hat. Eine punktuelle Aufwertung des Wohnungsbestandes wurde also schon umgesetzt. Ein weiterer Abriss und Ersatz von Gebäuden am Adolf-Damaschke-Ring würde eben den Eindruck vieler verstärken, die Bundesgartenschau würde nur für „Reiche“ gemacht und das „kleine Volk“ bliebe außen vor. Dies kann wohl kaum im Interesse der Stadt Mannheim sein.

Als Argument für den Abriss wurde eine fehlende Zukunftsfähigkeit der Wohnungen genannt. Sie müssen die Frage stellen, an welchen Faktoren dies gemessen wird: Kein struktureller Leerstand und eine geringe Fluktuation; erst durch Entmietung seit mehreren Jahren wurde der Leerstand langsam erhöht, aber selbst für diese Wohnungen besteht noch eine hohe Nachfrage; die durchschnittlichen Mieten in der Aubuckelsiedlung liegen deutlich über der Durchschnittsmiete bei der GBG; eine hohe Zufriedenheit der Mieter mit ihrer Wohnsituation trotz geringer Investitionen seitens der GBG. All diese Faktoren zeigen doch, dass sich die Frage nach der Zukunftsfähigkeit der Wohnungen zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht stellen dürfte. Jeder Vermieter sollte sich über eine so gut funktionierende und wirtschaftlich stabile Wohnsiedlung freuen. Es ist doch nicht nachvollziehbar, wieso in einer gut vermieteten Siedlung eine Sanierung nicht wirtschaftlich tragbar sein sollte. Selbstverständlich sorgt eine bedarfsgerechte Sanierung der Wohnungen am Adolf-Damaschke-Ring dafür, dass diese Wohnungen auch in den kommenden Jahrzehnten zukunftsfähig bleiben. Dass dies möglich ist, beweist die GBG doch in vielen anderen Stadtteilen.

Hierzu kommt die Aussage von Herrn Zimmermann, dem Prokuristen der GBG, auf der Mieterversammlung im Dezember 2014, dass die GBG an den Neubauten nicht mehr verdienen würde als an sanierten Häusern. Wieso wird ein Projekt, das der GBG noch nicht einmal wesentliche wirtschaftliche Vorteile bringt, hier geradezu zwanghaft durchgedrückt? Gegen massiven Widerstand der Mieter und der Anwohner im Adolf-Damaschke-Ring; gegen die eindeutige Positionierung des Bezirksbeirats Feudenheim; gegen all die Bürger, die sich in kurzer Zeit mit ihrer Unterschrift gegen einen Abriss am Adolf-Damaschke-Ring ausgesprochen haben und gegen den, zumindest öffentlich geäußerten, Widerspruch aller politischen Kräfte Mannheims. Ein anwesender Bürger stellte bei der letzten Bezirksbeiratssitzung in Feudenheim die Frage: Wenn alle gegen dieses Projekt sind, wie kann es sein, dass dies durchgeführt wird? Haben Sie eine Antwort?

Eine zu hohe Anzahl an Mietern in der Aubuckelsiedlung sagt bis heute, dass sie ihre Wohnung nicht aufgeben werden. Einige von diesen kennen Sie aus den verschiedenen Fernseh- und Zeitungsberichten. Welche Pläne liegen denn vor, diesen starken Widerstand zu brechen? Wollen Sie tatsächlich am Ende teilweise 80- und 90-jährige Rentner mit Räumungsbeschluss aus ihren Wohnungen klagen? Ist es denn überhaupt noch möglich, Abrisspläne ohne weiteren Schaden für die GBG, die Stadt Mannheim und die im Aufsichtsrat vertretenen Parteien zu verwirklichen? Antworten auf diese Frage müssen Sie am 19.3. von der Geschäftsführung der GBG verlangen.

Die beste und wahrscheinlich einzige Möglichkeit, alle Mieter am Adolf-Damaschke-Ring abzusichern und weitergehend bezahlbaren Wohnraum in Feudenheim anzubieten, ist es, den Abriss von Häusern durch die GBG jetzt zu verhindern. Auch eine leichte Veränderung des bisher vorgestellten Konzepts, kann die Nachteile, die durch einen Abriss von Wohnungen in der Aubuckelsiedlung entstehen würden, nicht ausgleichen.

Wir bitten Sie daher, sich im Aufsichtsrat gegen einen Abriss der Häuser am Adolf- Damaschke-Ring auszusprechen.

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3 Kommentare zu “Offener Brief an die Aufsichtsratsmitglieder der GBG

  1. ursula minor

    Ich kann Herrn Wächter nur in allen Punkten zustimmen. Das Gleiche gilt auch hier für die Carl-Benz-Str. Es wurden keine neuen Sozialwohnungen gebaut. Wir verlangen ein „unabhängiges“ Gutachten, daß man diese Häuser nicht sanieren kann und wir fordern eine Gegenüberstellung der Kosten zwischen Abriß und Neubau oder Sanierung. Ich wäre sehr gespannt auf die Argumentation von der GBG. Eine Sanierung wäre nämlich kostengünstiger und die Stadt Mannheim hat kein Geld übrig. Im Übrigen nimmt die GBG keinerlei Rücksicht auf die Bedürfnisse Ihrer Mieter. Nach 60 Jahren Treue sollen wir hier nun vertrieben werden. Die Häuser könnten Schritt für Schritt saniert werden, einen Block nach dem anderen und kein Mieter müßte sein Umfeld verlassen. Was in der Main-Kinzig-str. möglich war, wäre auch hier möglich. Aber die GBG will nicht, es geht hier nur um den Profit und das Image. Aber die GBG tut sich selbst keinen Gefallen wenn Sie die Häuser abreißt. Ganz im Gegenteil. Die GBG hat in den letzen Jahren schon viel von Ihrem Image verloren. Wenn Sie diese Häuser nicht saniert, verliert die GBG Ihr Gesicht als „Gemeinnützige Baugesellschat“. Was für eine Politik vertritt die GBG hier? Hat der mündige Bürger keinerlei Mitsprachrecht? So wie Herr OB Dr. Kurz formulierte „Die Stadt gehört den Bürgern“, aber die Bürger haben kein Mitspracherecht. Soll das Gerecht sein?. Die GBG sollte froh sein, daß Ihre Mieter 60 Jahre lang treu und brav hier in der Neckarstadt geblieben sind. Wir sind hier Zuhause. Es ist nicht nur eine Wohnung, sondern das HEIM der Mieter.
    Herr Zimmermann sagte so schön bei der Mieterversammlung – ich zitiere – eine Wohnung zu verlieren ist gebauso schlimm wie einen Lebenspartner oder ein Kind zu verlieren. Warum also will Herr Zimmermann uns das dann antun?
    Hat er noch nie so einen Verlust erlitten?, weiß er nicht wie schlimm dieser Schmerz ist. Ich denke nicht, sonst würde er für eine Sanierung stimmen.
    Die GBG will viel Geld ausgeben um Ihre treuen Mieter loszuwerden. Da werden Versprechen gemacht, daß die GBG den Umzug bezahlt, alle Mieter sollen eine neue Kochgelgenheit bekommen, wenn sie noch mit Gas kochen, ein Schreiner soll kommen und helfen die Möbel der neuen Wohnung anzupassen, es werden Laminatböden angeboten etc. Was kostet all dies? Die Häuser in der Main-Kinzig-str. sind genauso alt wie die Häuser in der Carl-Benz-Str. Im Übrigen sind im Bestand von der GBG noch Häuser die älter sind und die bis heute nicht abegerissen wurden. Warum also will die GBG mit aller Macht unsere Häuser abreißen????? Weil es um ein gutes, durchgemischtes Viertel in der Besten Lage der Neckarstadt Ost geht und da will die GBG keine Mieter mehr haben die von ALG 2 oder Harz 4 leben, das ist der Wahre und Einzige Grund. Wenn die GBG hier neu baut und das Dopplete an Miete verlangt ist die GBG wieder gut aufgerüstet. Aber die alten Mieter bleiben auf der Strecke. Und das wirft kein gutes Bild auf die Stadt Mannheim und die GBG. Ich kann nur sagen „Schande GBG“.

  2. Otto NormalVerbraucher

    Sehr geehrte Frau Minor, wie Sie als langjährige GBG-Mieterin sicherlich wissen, ist die GBG seit Anfang der 1990er des letzten Jahrhunderts nicht mehr „Gemeinnützig“. Da sie immerwieder von der „Gemeinnützigkeit“ sprechen, kann ich nur sagen „schlecht recherchiert“.

    Ich finde es gut, dass die GBG auch hochpreisige Wohnungen anbieten möchte, schließlich versucht die GBG so Brennpunkt-Bezirken vorzubeugen.
    Saniert die GBG nur für kleines Geld um danach günstige Mieten anzubieten, zieht auch dementsprechendes „Klientel“ dort ein… wenn man bedenkt wieviele Flüchtlinge aktuell günstige Wohnungen im Mannheim suchen!!!!!!
    Möchten Sie, Frau Minor diese vielerlei bunten Flüchtlinge in ihrem Haus wohnen haben??

  3. ursula minor

    Hallo Otto Normal/verbraucher,
    danke f. Ihr Zuschrift. Ich weiß sehr genau daß die GBG nicht mehr Gemeinnützig ist. Das LOGO steht noch immer für Gemeinnützige Baugesellschaft. Die GBG hat im Centro Verde viel für d. sog. „Besserverdiener“ getan, aber die solllen auch da hinten bleiben. Wir haben unser Viertel und die dann Ihr Viertel. Warum hat die GBG keine Sozialwohnungen gebaut? Lt. Urteil vom BGH ist der Eigentümer verpflichtet die Wohnungen instand zu halten, was die GBG definitiv nicht gemacht hat. Lt. BGH Urteil muß geprüft werden, ob ein Abriß mit anschließendem Neubau gerechtfertigt ist. Ich habe mich gut informiert.! Auch solche Leute die ein geringes Einkommen haben haben ein Recht auf eine gute Wohnung. Die Wohnungen sind gut, die Größe ist gut, die Wohnungen sind nicht einsturzge-
    fährdet. Es fehlt lediglich eine Heizung, neue Fenster und die Dämmung. Das alles könnte kostengünstig gemacht werden. Aber die GBG will dieses „Eckchen“ weil es das BESTE in der Neckarstadt-Ost ist. Warum wurden vor 10 Jahren die Dächer gemacht, letztes Jahr noch Bäume gepflanz, die man dann auch abreißen müsste. Auch Menschen mit geringem Einkommen haben Benehmen. Wir sind keine ASSIS und haben das Recht in der C-B-Str. zu bleiben.
    Auch die vielen Flüchtlinge die Sie ansprechen haben ein Recht auf Wohnungen. Aber es sind keine da. Auch unter den Flüchtlingen gibt es intelligente Personen und die sind mir jederzeit wilkommen, wenn sie sich anpassen.
    Was sich die Stadt MANNHEIM und die GBG hier erlaubt ist eine bodenlose Frechheit. So denke nicht nur ich, sondern sehr viele, die über das Vorgehen der GBG nur den Kopf schütteln können. Die GBG hat ihr gutes Image längst verloren.
    Nur schade, dass Sie mir Ihren Namen nicht nennen.

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