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Neue Ideen gegen die Flaute

Daniela Cohrs vor der neuen Tür des nach ihr benannten Cafés in der Langen Rötterstraße | Foto: M. Schülke

Die Gastronomie kämpft auch in der Neckarstadt mit steigenden Kosten und weniger Gästen. Daniela Cohrs sucht neue Wege für ihr Café.

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Die Lage vieler kleiner Gastronomiebetriebe bleibt angespannt. Gestiegene Energiepreise, höhere Einkaufskosten und ein verändertes Konsumverhalten machen vor allem inhabergeführten Cafés und Restaurants zu schaffen. Auch in der Neckarstadt haben zuletzt mehrere Lokale geschlossen: das Café Rost und das klokke im Dezember 2024, das Lavandou nach fast 30 Jahren. Das Kôna gab kürzlich auf, Luisella hat den Restaurantbetrieb im März 2025 eingestellt. Das Café Rötterdam steht nach zahlreichen Pächterwechseln seit Monaten leer. Das El Lobo ist aus der Neckarstadt an den Friedrichsring umgezogen.

Mit Innovation gegen den Trend

Daniela Cohrs führt seit fast zehn Jahren ein Café in der Neckarstadt-Ost. Dass es nicht leicht ist, den Betrieb aufrechtzuerhalten, verschweigt sie nicht. Doch statt zu resignieren, plant sie neue Wege – mit Mittagstisch, Lieferangebot und Kulturprogramm. „Die Lebensmittelpreise steigen, die Energiekosten steigen, aber ich kann das nicht einfach alles an meine Gäste weitergeben.“ An der Preisschraube dreht Cohrs nur vorsichtig.

Kochen nach Marktangebot

Tatsächlich sei der Mittagstisch, den sie täglich frisch zubereitet, vor allem eines: ein Angebot mit fairem Preis-Leistungs-Verhältnis. Daran habe sich auch unter den aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen nichts geändert. Sie koche mit dem, was gerade im Angebot sei. Mal kommt dabei etwas Türkisches heraus, mal etwas Arabisches oder Italienisches. „Ich gehe von den Zutaten aus, nicht von der Idee eines bestimmten Gerichts.“

„Der Kaffee ist gestrichen“

Doch die Gäste kommen seltener. Wo früher noch ein Hauptgericht, ein Wasser und ein Kaffee zum Mittag gehörten, fällt inzwischen oft alles außer dem Hauptgericht weg. „Viele sagen: Kaffee trinken wir im Büro“, erzählt sie. Auch Wasser werde immer seltener bestellt. Für Stammgäste gibt es daher mittlerweile Leitungswasser. „Ich will ja niemanden vergraulen, die Stammkunden sind die, die mich über Wasser halten.“

Rabatt für Frühbucher, Betriebe und Lieferangebot

Um wieder mehr Menschen in der Mittagszeit zu erreichen, plant Cohrs verschiedene Aktionen. Für kleine Betriebe aus der Neckarstadt-Ost soll es Rabattkarten geben – gültig ab drei Personen. Auch ein Lieferangebot ist geplant: Bis 12 Uhr bestellte Essen werden per Lastenrad direkt ins Büro gebracht. „Natürlich nicht bis in die Innenstadt, aber hier im Viertel, das kriegen wir hin.“

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Wer schon am Vorabend weiß, was gewünscht wird, kann sich auf einen Frühbuchrabatt freuen. „Wenn ich zum Beispiel den Tag vorher abends schon wüsste, was gewünscht wird […] dann könnte ich da auch noch einen Rabatt geben, weil ich dann noch nachhaltiger kochen kann.“

Kultur im Café

Neben dem Mittagstisch soll es ab Herbst wieder regelmäßige Kulturabende im Café geben. Geplant sind Lesungen, kleine Konzerte und offene Gesprächsformate. Auch Kochaktionen mit Lebensmitteln aus sogenannten Rettertüten, preisreduzierte Ware, die sonst im Müll landen würde, sind geplant. Der Eintritt soll nicht über Tickets laufen, sondern über Verzehrbons. So will Cohrs einladende Abende ermöglichen, bei denen niemand ausgeschlossen wird.

Ein Raum für Begegnung

Mit dem geplanten „Social Club“ will Daniela Cohrs ihr Café in den Abendstunden stärker für das Viertel öffnen – als Treffpunkt für selbstorganisierte Kultur, Austausch und gemeinschaftliche Nutzung. Wenn sie so viel Geld für Miete ausgebe, „dann sollte dieser Laden öfter genutzt werden“, sagt Cohrs. Wer mitmachen möchte, zahlt voraussichtlich drei bis fünf Euro im Monat und kann im Gegenzug die Räume für eigene Formate nutzen: Lesungen, Konzerte, Ausstellungen oder Themenabende.

Vereinsstruktur oder feste Mitgliedschaft soll es nicht geben, aber verbindliche Absprachen. Die Teilnehmenden sollen sich regelmäßig treffen, Ideen sammeln und gemeinsam planen. Ein Wochenplan soll helfen, die Nutzung zu koordinieren. Cohrs stellt dafür nicht nur Raum und Küche zur Verfügung, sondern will auch Technik wie Beamer und Leinwand anschaffen. Zum Start soll die Zahl der Mitwirkenden auf zehn bis fünfzehn Personen begrenzt bleiben.

„Von zwölf bis zwölf“

Auch die Abendöffnung wird ausgeweitet. Ab Herbst soll das Café zusätzlich dienstags, mittwochs und donnerstags bis in die Abendstunden geöffnet sein, jeweils mit einem kleinen wechselnden Essensangebot. Geplant ist, an diesen Tagen von zwölf Uhr mittags bis zwölf Uhr abends geöffnet zu bleiben. Im hinteren Bereich der Langen Rötterstraße gibt es bislang nur wenige Angebote für eine gemütliche Abendgastronomie. Das Café Cohrs will hier ergänzen.
Die beliebte „Bukowski Bar“ am Donnerstag- und Freitagabend mit Barkeeper Damian hinter der Theke bleibt von den neuen Plänen unberührt.


Transparenzhinweis: Das Café Cohrs hat dem Neckarstadtblog in der Vergangenheit unentgeltlich seine Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt.

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