Eichbaum in der Krise: Die Brauerei mit Sitz in Wohlgelegen hat Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Über 300 Jobs sind bedroht.
Die Mannheimer Privatbrauerei Eichbaum hat beim Amtsgericht Mannheim einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Wie aus einer öffentlichen Bekanntmachung im Insolvenzportal hervorgeht, wurde am 29. Oktober 2025 um 22 Uhr die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet. Das Verfahren läuft unter dem Aktenzeichen 4 IN 2514/25. Die Zentrale der Brauerei liegt im Stadtteil Wohlgelegen im Bezirk Neckarstadt-Ost.
Sachwalter bestellt, Vollstreckungen ausgesetzt
Das Amtsgericht hat Rechtsanwalt Thomas Oberle aus Mannheim zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Er ist beauftragt, die wirtschaftliche Lage zu prüfen, die Eigenverwaltungsplanung zu bewerten und mögliche Haftungsansprüche gegenüber Organmitgliedern zu untersuchen. Maßnahmen der Zwangsvollstreckung wurden bis auf weiteres untersagt. Dies geht aus der am Donnerstag veröffentlichten gerichtlichen Anordnung hervor.
Antrag nach interner Betriebsversammlung
Bereits am Dienstag war die Belegschaft in einer internen Betriebsversammlung über den bevorstehenden Insolvenzantrag informiert worden. Wie der Mannheimer Morgen berichtet, bestätigte Betriebsratssprecher Georg Dohr, dass der Antrag noch am selben Tag eingereicht worden sei. Die Geschäftsführung blieb der Versammlung fern und äußerte sich bis Donnerstagmittag nicht gegenüber der Presse.
Verkaufsdeal mit Veltins blieb wirkungslos
Wenige Tage vor dem Antrag hatte Eichbaum den Verkauf der Marke „Karamalz“ an die Brauerei Veltins bekanntgegeben. Dieser Schritt sollte die wirtschaftliche Lage des Unternehmens verbessern. Doch laut Betriebsrat Dohr kam der Verkauf zu spät. Karamalz habe zuletzt rund 20 Prozent des Gesamtumsatzes ausgemacht, so der Mannheimer Morgen.
Kritik an der Geschäftsführung
Die Kritik der Beschäftigten richtet sich deutlich gegen die Unternehmensleitung. Dohr sagte gegenüber dem Mannheimer Morgen, das Vertrauen in die Geschäftsführung sei zerstört. Man sehe keine Perspektive für eine erfolgreiche Sanierung unter den bisherigen Verantwortlichen. Die Belegschaft fordere deshalb personelle Konsequenzen im Rahmen des Eigenverwaltungsverfahrens.
Gewerkschaft erwartet Transparenz
Auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) fordert laut einem Bericht des SWR klare Kommunikation von Seiten der Geschäftsleitung. Stephanie Albicker von der NGG Mannheim erklärte, einseitige Entscheidungen zulasten der Beschäftigten würden nicht akzeptiert. Die Gewerkschaft betone jedoch, dass sie an den Standort glaube, vor allem wegen des großen Engagements der Beschäftigten.
Eigenverwaltung als Chance?
Im Eigenverwaltungsverfahren bleibt die Geschäftsführung formal handlungsfähig, agiert jedoch unter Aufsicht des gerichtlich eingesetzten Sachwalters. Ziel ist es, einen Sanierungsplan zu erstellen und das Unternehmen in Abstimmung mit den Gläubigern zu stabilisieren.
Ob dieser Plan aufgeht, ist offen. Betriebsrat Dohr äußerte sich gegenüber dem Mannheimer Morgen jedoch zuversichtlich: Kündigungen ließen sich vermeiden, wenn offene Planstellen gestrichen, Renteneintritte genutzt und Altersteilzeitregelungen eingesetzt würden. Die Belegschaft sei bereit, Verantwortung zu übernehmen.
Die nächsten Wochen werden zeigen, ob sich eine der ältesten Brauereien Südwestdeutschlands wirtschaftlich neu aufstellen kann und ob der Standort in Wohlgelegen erhalten bleibt.
Quellen: SWR, Mannheimer Morgen, GetränkeNews, Amtsgericht Mannheim