Website-Icon Neckarstadtblog

Eichbaum-Spitze tritt ab und macht Weg für Sanierung frei

eichbaum brauerei archivbild 2018 img 1925 1142x642 - Eichbaum-Spitze tritt ab und macht Weg für Sanierung frei
Die Eichbaum Brauerei in Wohlgelegen (Archivbild 2018) | Foto: M. Schülke

Die Geschäftsführung der Brauerei Eichbaum ist zurückgetreten. Die Sanierung erfolgt in Eigenverwaltung mit neuer Doppelspitze.

Die Geschäftsführung der Mannheimer Eichbaum-Brauerei ist nach dem Insolvenzantrag in Eigenverwaltung geschlossen zurückgetreten. Das geht aus Informationen hervor, die unserer Redaktion vorliegen — obwohl uns die entsprechende Pressemitteilung des Unternehmens selbst nicht erreicht hat. Mehrere Medien, darunter der Mannheimer Morgen, berichten über die Pläne zur Sanierung und Neuausrichtung des Traditionsbetriebs.

Eichbaum-Brauerei stellt Insolvenzantrag in Eigenverwaltung

Nach Tagen der öffentlichen Funkstille hatte die Eichbaum-Brauerei am Freitagnachmittag eine Mitteilung an ausgewählte Redaktionen verschickt. Darin wurde der Insolvenzantrag, der bereits am Dienstag zuvor eingereicht worden war, erstmals offiziell bestätigt. Die neue Sanierungsführung übernimmt der Restrukturierungsexperte Frank Reifel, unterstützt von Uwe Aichele aus dem bisherigen Vertriebsteam. Christoph Glatt von der Kanzlei Schiebe und Collegen wird als Generalbevollmächtigter das Verfahren juristisch begleiten.

Ziel der Eigenverwaltung sei es, so Reifel in der zitierten Pressemitteilung, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten und den Betrieb langfristig wettbewerbsfähig aufzustellen. Insgesamt sind mehr als 300 Beschäftigte betroffen. Eine Stellungnahme gegenüber unserer Redaktion hat das Unternehmen bislang nicht abgegeben.

Fokus soll über Bier hinausgehen

Die neue Führung will laut Medienberichten nicht nur beim Personal einen Neuanfang, sondern auch bei der strategischen Ausrichtung. Die Brauerei plant demnach, das Geschäftsfeld deutlich zu erweitern — insbesondere im Bereich sogenannter „Ready-To-Drink“-Produkte, also trinkfertiger Mixgetränke. Bereits erste Kontakte zu potenziellen Investoren seien geknüpft worden.

Auch bei der Investorensuche wird auf Diversifikation gesetzt. Eichbaum wolle sich künftig „vom reinen Bierbrauer zum Getränkehersteller“ entwickeln, heißt es. Angesichts der aktuellen Absatzprobleme auf dem Biermarkt scheint dieser Schritt notwendig.

Gericht bestellt vorläufigen Sachwalter

Das Amtsgericht Mannheim hat im Zuge des Verfahrens den Rechtsanwalt Thomas Oberle als vorläufigen Sachwalter eingesetzt. Dieser soll die Geschäftsführung während des Insolvenzverfahrens überwachen. Oberle äußerte gegenüber dem Mannheimer Morgen, dass er sich bereits einen ersten Überblick verschafft habe. Der Eindruck sei, dass genug wirtschaftliche Substanz vorhanden sei, um den Betrieb im Rahmen der Insolvenz fortzuführen.

Ein vollständiger Plan zur Eigenverwaltung liege vor und erscheine ihm grundsätzlich tragfähig. Dennoch betonte er, dass sich das Verfahren noch ganz am Anfang befinde. Im laufenden vorläufigen Insolvenzverfahren seien die Löhne und Gehälter für drei Monate ab dem Stichtag der Verfahrenseröffnung durch das Insolvenzgeld abgesichert, habe Sachwalter Thomas Oberle erklärt. Er gehe davon aus, dass etwa zum Jahreswechsel das Hauptinsolvenzverfahren eröffnet werden könne.

Russlandgeschäft war wohl ausschlaggebend

Als einer der Hauptgründe für die wirtschaftliche Schieflage der Brauerei gilt der massive Einbruch im Russlandgeschäft. Das Unternehmen hatte nach dem Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine zunächst weiter dorthin exportiert. Nach Informationen des Mannheimer Morgens entfiel früher etwa ein Sechstel des gesamten Ausstoßes auf diesen Markt.

In der Mitteilung soll Eichbaum zudem auf weitere Faktoren verwiesen haben: Deglobalisierungstendenzen nach der Corona-Pandemie, gestörte Lieferketten, unberechenbare Zollpolitik und ein starker Rückgang beim Bierkonsum in Deutschland hätten das Unternehmen zusätzlich belastet.

Ein Sanierungsversuch unter Druck

Für die Beschäftigten bleibt die Lage angespannt. Die Hoffnung ruht auf einem erfolgreichen Sanierungsprozess, der nicht nur eine wirtschaftliche Neuausrichtung, sondern auch strukturelle Änderungen mit sich bringen könnte. Neben der Vertriebsstrategie dürfte auch die Marktpositionierung überarbeitet werden müssen.

Die Stadt Mannheim, in der die Brauerei seit fast 350 Jahren ansässig ist, beobachtet die Entwicklungen mit Sorge. Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) sagte laut Mannheimer Morgen, die Nachricht von der Insolvenz habe die Stadt sehr betroffen gemacht. Die Zukunft von Eichbaum sei für Mannheim von besonderer Bedeutung.

Hinweis: Dieser Artikel basiert auf der Berichterstattung des Mannheimer Morgens. Eine Pressemitteilung der Eichbaum-Brauerei liegt der Redaktion des Neckarstadtblogs bislang nicht vor.

Die mobile Version verlassen