
Eine Petition richtet sich gegen neue Parkplätze auf dem Turleyplatz. Heute berät der AUT über die Pläne für die zentrale Grünfläche.
Der Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) des Mannheimer Gemeinderats berät heute über Änderungen an den Bebauungsplänen für das Turley-Areal und über eine Stellplatzsatzung. Parallel wächst der Widerstand gegen neue Parkplätze auf dem Turleyplatz, der zentralen Grünfläche des Quartiers. Eine Online-Petition verzeichnet inzwischen mehr als 800 Unterschriften.
Verwaltung legt Planänderungen für Turley vor
Die Stadtverwaltung schlägt eine Änderung von Teilen der Bebauungspläne für das Turley-Areal vor. Dies betrifft unter anderem das bisher unbebaute Baufeld V.3 an der Friedrich-Ebert-Straße sowie Teile des Gewerbegebiets im Altbaubestand am Turleyplatz. Auf dem Baufeld V.3 sollen rund 233 Wohnungen entstehen, mindestens 30 Prozent davon preisgünstig nach dem Mannheimer Quotenmodell.
Daneben wird eine Stellplatzsatzung beraten, die die Zahl der Pflichtstellplätze pro Wohnung für das gesamte Baufeld V auf 0,8 senken soll. Der AUT berät heute darüber, der Gemeinderat soll am Donnerstag entscheiden.
Parkplätze am südöstlichen Rand des Turleyplatzes
Der Turleyplatz ist heute eine offene Wiesenfläche und bildet die Mitte des historischen Kasernenareals. Nach den städtischen Unterlagen sollen entlang der Turleystraße am südöstlichen Rand des Platzes etwa 60 Parkplätze entstehen. Auf einer Länge von rund 128 Metern und einer Tiefe von etwa 17 Metern ist eine Reihe bewirtschafteter Stellplätze vorgesehen.
Die Stadt zeigt in einer Grafik außerdem eine zweite Stellplatzreihe gleicher Größe, die als Option erhalten bleibt. Die Verwaltung führt aus, dass eine zweite Doppelreihe rechnerisch notwendig wäre, um den Stellplatzbedarf vollständig abzubilden, sie aber zunächst nicht gebaut werden soll. Da die Option planungsrechtlich bestehen bleibt, könnte sie bei künftigem Bedarf realisiert werden.
Aus den Geometrien der städtischen Grafik leitet die Interessengemeinschaft eine mögliche Gesamtfläche von bis zu 4.350 Quadratmetern im Vollausbau ab. Das entspräche knapp einem Drittel des gesamten Platzes. Diese Berechnung stützt sich auf die von der Stadt dargestellten Stellplatz- und Verkehrsflächen.
Kritik aus dem Quartier
Der Petitionsstarter Niels Gronau kritisiert vor allem die geplante Umwidmung der ursprünglich vorgesehenen Parklandschaft in einen Parkplatz für Autos. Die sehr späte und aus seiner Sicht nur bruchstückhafte Information der Bewohner*innen verstärke die Unsicherheit und werfe die Frage auf, warum diese grundlegende Änderung erst kurz vor der politischen Beratung öffentlich werde.
Unmittelbar nach dem Schreiben der MWSP hat sich die Interessengemeinschaft „Freunde des Turley-Platzes“ gegründet. Sie beschreibt den Turleyplatz als „grüne Mitte“ des Areals und verweist auf den stadtklimatisch bedeutsamen Grünzug Nord-Ost. Aus Sicht der Gruppe steht eine großflächige Parkplatznutzung im Widerspruch zu den Klimazielen der Stadt und zur bisherigen Entwicklung der Konversionsfläche.
Kommunikation und Erwartungen der Anwohnenden
In ihrem Schreiben begründet die MWSP die Aufgabe der ursprünglich vorgesehenen Tiefgarage unter dem Platz mit fehlender Wirtschaftlichkeit und fehlenden Partnern. Die Tiefgarage war über Jahre Teil der städtebaulichen Kommunikation für Turley. Die Interessengemeinschaft fordert nun transparente Informationen darüber, welche Prüfungen in den vergangenen Jahren tatsächlich stattgefunden haben. Viele Bewohner*innen sehen zentrale Erwartungen, die in der Entwicklungsphase geweckt wurden, nicht mehr erfüllt.
Die Interessengemeinschaft argumentiert außerdem, dass im Neubau auf dem Baufeld V.3 mit 233 Stellplätzen mehr Plätze vorgesehen seien, als nach dem geplanten Stellplatzschlüssel erforderlich wären. Daraus leitet sie die Möglichkeit ab, Stellplatzbaulasten teilweise auf dem Baufeld selbst zu lösen. Ob eine solche Lösung baurechtlich umsetzbar wäre, geht aus den Unterlagen nicht hervor.
Öffentliche Sitzung ohne Anwohnende
Bereits am 19. November hatte der Bezirksbeirat Neckarstadt-Ost über die Vorlagen diskutiert. Bei der Sitzung waren keine Bewohner*innen des Turley-Areals im Publikum. Eine gesonderte Information über diesen Termin hatte zuvor nicht stattgefunden. Einige Mitglieder des Gremiums äußerten Kritik an Parkplänen auf der Grünfläche. Andere betonten, dass die Stadt die vorgeschriebenen Stellplätze irgendwo unterbringen müsse.
Weitere Planung
Der Bezirksbeirat stimmte der Vorlage schließlich mit knapper Mehrheit zu. Der AUT berät heute, der Gemeinderat soll am Donnerstag darüber entscheiden.
Die Petition gegen Parkplätze auf dem Turleyplatz läuft weiter und kann unter dem Titel „Kein Turley-Park-Platz“ auf change.org unterstützt werden.
Quellen: Bürgerinformationssystem der Stadt Mannheim, Bezirksbeiratssitzung Neckarstadt-Ost, Petitionstext und Pressemitteilung der Initiatoren, eigene Recherche
