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Ende September stellt das prämierte Projekt ALTER nach sechs erfolgreichen Jahren den Betrieb ein und alle Freizeitanlagen werden abgebaut.

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Mit dem Ende des Spielbetriebs am 30.09.2023 beginnt für den Verein der Rückbau. Alle Spielgeräte werden entweder auf die zukünftige Fläche umgesetzt (Tischtennisplatten), „unspielbar“ gemacht (Basketballkörbe) oder komplett von der MWSP abtransportiert (Pumptrack, Miniramp). Die Bühnen werden abgebaut und das rosa Gebäude verbarrikadiert.

„Unser gemeinsames Ziel ist es, die Winterpause zu nutzen, um das Vergangene hinter uns zu lassen und im kommenden Jahr ein neues Angebot für die Fläche am Brückenkopf mit Unterstützung der Stadt zu präsentieren“, so der Vorstand.

Wie geht es weiter?

Nachdem der Baubeginn des Forums der Deutschen Sprache nun für Ende August 2024 geplant ist, sah sich der Vorstand um Julia Aliçka und Florian Budke mit der Tatsache konfrontiert, dass dem Verein nach den Wintermonaten tatsächlich nur noch zwei bis drei produktive und bespielbare Monate im Jahr 2024 zur Verfügung ständen. Daher wurde einstimmig beschlossen, das Projekt ALTER wie ursprünglich geplant im Herbst 2023 zu beenden.

Das weitere Vorgehen ist derzeit noch offen. Der Vorstand ist im regen Austausch mit Vertreter*innen der Stadt und Politiker*innen aus dem Gemeinderat.

Ehrenamt am Limit

Jedes ehrenamtliche Engagement hat seine Grenzen. Mehr als sechs Jahre erfolgreicher Spielbetrieb haben dem Verein viel abverlangt. Der Betrieb, die Verwaltung und vor allem die Gestaltung des Raumes mit unterschiedlichen Formaten (Festivals, Konzerte, Vorträge, Theaterstücke, Workshops, Sportturniere, Beteiligungsformate) haben Spuren hinterlassen und beim Team die Frage aufgeworfen, ob ein Raum in dieser Größe als 10-köpfiges Vereinsteam ohne entsprechend gesicherte Mittel  überhaupt weitergeführt werden kann. Die Antwort lautet an dieser Stelle: Nein.

Ein öffentlicher Freiraum dieser Größenordnung mit Nutzergruppen aller Art kann z.B. nicht nur mit ehrenamtlichen Kräften betrieben werden. Ein einzelner geringfügig beschäftigter Sozialarbeiter reicht bei weitem nicht aus, um die Fläche zu betreuen. Das merkte das ALTER-Team in diesem Sommer verstärkt.

ALTER-Team nimmt Stadt in die Pflicht

Für das Team ist klar, dass eine rein ehrenamtliche Weiterführung nicht mehr ohne weiteres möglich ist. „Wir haben viele Ideen und Ansätze, aber wir brauchen intern auch die Zeit und vor allem auch die Mittel, um diese auf der verkleinerten Fläche des Brückenkopfes erfolgreich weiterzuentwickeln, also eine kreative produktive Pause“, so Aliçka. Das erfolgreiche Projekt habe bei allen ehrenamtlichen Akteur*innen nicht nur schöne Spuren hinterlassen und so fordert der Vorstand, dass es nun auch an der Stadt ist, die Zwischennutzung nicht nur verbal, sondern auch finanziell zu einer Mannheimer Institution zu machen. „Was wir über sechs Jahre ehrenamtlich ermöglicht haben, können wir kapazitätsmäßig nicht mehr mit Beruf, Familie und Freizeit in Einklang bringen“ und beide weiter: „Wir haben in den letzten Wochen intensiv darüber diskutiert, was wir brauchen, um weiterzumachen und dabei ist dieser Bedarfskatalog für eine weitere erfolgreiche Bespielung (des OASE-Geländes) entstanden, den wir gerne mit der Stadt Mannheim und dem Gemeinderat abstimmen würden.“

Die OASE als Brücke zwischen unterschiedlichen Menschen und Bedürfnissen

ALTER feiert Abschied

Gemeinsam mit dem Einraumhaus möchte der Verein den letzten Monat im ALTER noch einmal gebührend mit Aktivitäten, Konzerten, Workshops und diversen Angeboten mit der Mannheimer Stadtgesellschaft feiern, um zu zeigen, warum es mehr solcher Orte in einer Stadt geben muss, die mit Sport-, Kultur- und Bildungsangeboten zur Völkerverständigung und damit zum sozialen Frieden beitragen. Dennoch beginnt der Verein nun mit den Abschiedsvorbereitungen.

Rückblick auf sechs erfolgreiche Jahre

Das gemeinwohlorientierte Zwischennutzungsprojekt ALTER am Alten Messplatz wurde 2018 vom gemeinnützigen Verein POW e.V. in Kooperation mit der Stadt Mannheim und der MWSP umgesetzt. Ursprünglich als Zwischennutzung konzipiert, haben die hohe Akzeptanz im Quartier und der Erfolg dazu beigetragen, dass die Nutzungen auf der Fläche am Brückenkopf verstetigt werden können.

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Vom Angstraum zum Identifikationsort

In den Jahren vor 2018 war die Fläche unter anderem durch Kriminalität in Verruf geraten und hatte sich zu einem Angstraum entwickelt. Mit einem innovativen Ansatz und einem vielfältigen Nutzungskonzept startete das Projekt ALTER 2018 und gab der Fläche mit Kultur, Workshops und Sportflächen ein neues Narrativ. Das Programm und die Angebote wurden im Laufe der Jahre konsequent und gemeinsam mit unterschiedlichen Akteur*innen weiterentwickelt. Zu den Spielgeräten kamen Musikinstrumente und die Sportangebote wurden durch Kunstworkshops für Kinder und Jugendliche ergänzt. Auch die Hardware konnte gemeinsam mit den Kooperationspartner*innen erweitert werden. Zum Pumptrack kamen eine Miniramp und weitere Tischtennisplatten hinzu. Ausstellungen im Einraumhaus rundeten das Angebot auf dem Platz ab.

Verschiedene Projekte wurden mit weiteren Partner*innen durchgeführt: Mit dem Kulturamt das Kino am Neckar, mit dem Verein Freezone kam der S.-Punkt hinzu, das NTM spielte Theater auf der Fläche sowie weitere Kooperationen wie Eine-Welt-Forum, Greenpeace, Fridays for Future, Der Mannheim Kult, Jugendkulturzentrum Forum, JUZ, Improtheater, True Rokin Soul, Kulturtragflächen u.v.m..

„Neben der Aktivierung des Raumes und den vielfältigen kostenfreien Angeboten war eines meiner persönlichen Highlights, dass wir gezeigt haben, dass Projekte wie ALTER das kommunalpolitische Engagement stärken können. Gerade vor den neuen Zahlen zur Wahlbeteiligung bei der Oberbürgermeisterwahl geben bildungspolitische Aufklärungsformate wie ‚Wer Macht Hier Was?!‘ dem Verein eine ganz neue Relevanz“, so Gründungsmitglied Philipp Kohl.

Lokal beliebt – bundesweit erfolgreich

Aber nicht nur in Mannheim hat ALTER Aufmerksamkeit erregt: 2018 wurde ALTER für den „Spiegel Social Design Award“ nominiert. 2019 kam nicht nur die Nominierung für den „polis Award” hinzu, sondern auch die Auszeichnung als Landessieger des „Deutschen Nachbarschaftspreises”, die dem Verein von Ministerpräsident Winfried Kretschmann überreicht wurde.

Neben dem baden-württembergischen Sozialminister Manne Lucha durften wir Bundesfamilienministerin Franziska Giffey, mehrere Bundes- und Landtagsabgeordnete, viele Fachgruppen und unzählige Studierende auf dem Gelände begrüßen. Alle waren interessiert und wollten wissen: Wie ist es gelungen, ein Projekt dieser Größenordnung in so kurzer Zeit zu realisieren und wie kann dieses Projekt als Vorbild für andere Orte dienen?

Weitgehend eigenständig durch den Kiosk auf dem Gelände akquirierte der Verein mit seinen knapp zehn ehrenamtlich Aktiven eine Vielzahl von lokalen, regionalen und nationalen Fördermitteln, die das Projekt in dieser Form erst ermöglichten.

Der Ritterschlag folgte Anfang 2020, als sich der Verein gegen mehr als 200 Mitbewerber.innen durchsetzen konnte und vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bau als Pilotprojekt der Nationalen Stadtentwicklungspolitik ausgezeichnet wurde.

„Mit ALTER haben wir gezeigt, welche Orte Mannheim und vor allem die Neckarstadt dringend braucht. Das war mir immer am wichtigsten: Konzerte, Spielgeräte, kein Konsumzwang und offen für alle: ALTER hat gezeigt, wie öffentlicher Raum heute entwickelt werden sollte“, beschreibt Julia Aliçka ihre Vision und Motivation für das Projekt.

Quelle: Pressemitteilung POW e.V. 

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