Neueröffnung: Das ehemalige Gemeindehaus von Herz-Jesu in der Neckarstadt-West ist nun die Stätte pädagogischer Angebote. Ein kommentierender Bericht.
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Vor rund sieben Jahren hatte die Katholische Kirche Mannheim sich gewehrt. Als Hansgünther Heyme in der Neckarstadt-West Shakespeares „Sturm“ inszenieren wollte, war der „Kaisergarten“ in der Zehntstraße im Gespräch als Spielstätte gewesen. Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz erinnerte nun in seiner Ansprache an die Geschichte der Neckarstadt-West mit diesem Gebäude, die 1870 mit einem Ausflugs- und Tanzlokal in den damaligen Neckargärten begann. Nur andeutend ging er auf die erwähnte „stürmische“ Phase ein. Kurz sprach von der damaligen „Hoffnung, das Gebäude selbst renovieren zu können“, und der „Herausforderung, sich mit dem Hausherrn zu verständigen“ (der Katholischen Kirche Mannheim), danach vom „Dornröschenschlaf“ des maroden Hauses. Er resümierte: „Es brauchte mehr als einen Kuss zum Erwecken.“
Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz bei der Eröffnung des Kaisergartens | Foto: Paesler
Das mit der Hoffnung war 2015 gewesen, der Dornröschenschlaf in den vielen Jahren davor und danach. Den Kuss zum Erwecken hatte es, so war die OB-Rede offensichtlich gemeint, anschließend indirekt durch den OB selbst gegeben – nämlich durch die kommunale Steuerungsgruppe LOS, von Petar Drakul (OB-Dezernat) und Achim Judt (MWSP) gemeinsam geleitet. Grundlage dafür sei die seinerzeitige Studie von Dr. Konrad Hummel (Vorgänger von Judt bei der MWSP) gewesen. Durch diese verschachtelt weitergebenen Küsse hat die Neckarstadt-West nun also des Kaisers neuen Garten.
Private Stiftungen, über die die Stadt verfügte, reichten jedoch nicht zur Finanzierung. Mannheim hat 3,5 Millionen investiert, Städtebaumittel aus Land und Bund in Höhe von 1,8 Millionen flossen mit ein und der Förderverein hat 100.000 Euro aufgebracht. Das ist insgesamt ein Vielfaches von dem, was zu „stürmischen“ Zeiten unter Mithilfe ehrenamtlichen Engagements die Renovierung des Kaisergartens gekostet hätte. Wäre damals der Hausherr „verständig“ gewesen, hätte alles weniger Geld verschlungen, und der Kaisergarten hätte den Bedürfnissen der Neckarstadt-West schon Jahre früher zur Verfügung gestanden.
Der Mannheimer Rotary Club übergab bei der Eröffnungsfeier dem Förderverein Campus Neckarstadt-West einen Scheck in Höhe von 10.000 Euro | Foto: Paesler
Das Bedürfnis des Stadtteils heute ist die Förderung von Kindern und Jugend, das geht jedenfalls aus den Anstrengungen rund um den „Campus“ hervor. Die Stadt Mannheim bezeichnet den Kaisergarten bereits jetzt als Kinder- und Jugendbildungshaus und als wichtigsten Teil des Campus Neckarstadt-West neben den Standorten Neckarstadt Kids (im Bürgerhaus, 2018 eröffnet) und der Gartenfeldstraße 42 (Juni 2021 eröffnet). Der Kaisergarten stelle eine wichtige Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche aus der Neckarstadt-West dar: Als dritter Standort des Campus werde es hier Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung sowie Förder- und Freizeitangebote für Kinder geben. Die Trägerschaft liegt bei der Stadt Mannheim, Fachbereich Jugend- und Gesundheitsamt. Der Kaisergarten schließe die Lücke kinder- und jugendgerechter Räume.
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Dornröschen wird nicht auf der Bühne durch Reden von Funktionsträgern geweckt, sondern im profanen Alltag, wenn niemand mitkriegt, wie herzlich geküsst wird und wie laut es schmatzt. Darum war jeder Ehrenamtliche wichtig, der auch auf der Bühne erschien oder erwähnt wurde. Von herausragender Bedeutung sind dabei die jungen Ehrenamtlichen, Schüler der Marie-Curie-Schule, die – selbst noch Teenager – im Rahmen des Campus jüngere Kinder betreuen. Darum war die Vergabe des Jugendförderpreises 2022 von Rotary Mannheim an acht Schüler ein zentraler Akt der Kaisergarten-Eröffnung, vielleicht das Herzstück überhaupt: Er ging an Sama Ibrahim, Malik Solmaz, Hana Neslic, Stefanie Prevec Tot, Dilek Ülger, Kübra Ülger, Christine Gimina Angel Lopez und Özge Ildiz. Bei allen Steuerungsmaßnahmen der Stadt für den Stadtteil sollte man die Ehrenamtlichen an der Basis niemals vergessen. Ohne die läuft nämlich gar nichts, da können Gelder fließen, wie sie wollen.
Neckarstadt-Kids bei der Eröffnung des Kaisergartens | Foto: Paesler
Kulturelle Beiträge zum Eröffnungsprogramm boten die Rock the Block Kids von Neckarstadt Kids e.V., die Waackitas vom Jugendhaus Erlenhof und Andreas Rathgeber mit der Uraufführung des Kaisergartensongs, wobei er von den Campus-Mentoren begleitet wurde. Unterhaltsam war das Interview mit den Zeitzeugen Lothar Edinger (Ur-Neckarstädter), Reinhold Götz (Stadtrat aus der Neckarstadt-West) und Özge Ildis (Schülerin und Campus-Mentorin). Die Moderation besorgte Rosa Omenaca Prado. Hier muss noch etwas angefügt werden. Die Zeitzeugen wurden auch danach befragt, was sie sich für die Neckarstadt-West in den nächsten fünf Jahren wünschen. Da sagte Stadtrat Götz einen Satz, dessen Tragweite in den Feierlichkeiten des Tages unterging. Er richtete an die Evangelische Kirche Mannheim, die aus Finanzgründen gerade mit dem Altbestand ihrer Kirchen hadert, eine Bitte: Sie möge der Neckarstadt-West das Areal der Lutherkirche überlassen. Inzwischen ist die Lutherkirche laut evangelischem Synodalbeschluss „C-Kirche“ – was bedeutet, dass sie bald aufgegeben werden muss. Bahnt sich hier etwas Spannendes an?
»Nach Gesprächen mit der Katholischen Gesamtkirchengemeinde wurde entschieden, den früher als Gemeindesaal genutzten Kaisergarten dem Stadtteil „wiederzugeben“«, formuliert es eine Presseerklärung der Stadt. (Die Anführungszeichen bei „wiederzugeben“ sind originaler Teil des Zitates, was immer die Presseerklärung damit meint.) Auch dabei half wiederum ehrenamtliches Engagement: Der Mannheimer Rotary Club übergab bei der Eröffnungsfeier dem Förderverein Campus Neckarstadt-West einen Scheck in Höhe von 10.000 Euro. Der Betrag war bei einem Benefizkonzert erspielt worden, wiederum ehrenamtlich.
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Neueröffnung: Das ehemalige Gemeindehaus von Herz-Jesu in der Neckarstadt-West ist nun die Stätte pädagogischer Angebote. Ein kommentierender Bericht.
Vor rund sieben Jahren hatte die Katholische Kirche Mannheim sich gewehrt. Als Hansgünther Heyme in der Neckarstadt-West Shakespeares „Sturm“ inszenieren wollte, war der „Kaisergarten“ in der Zehntstraße im Gespräch als Spielstätte gewesen. Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz erinnerte nun in seiner Ansprache an die Geschichte der Neckarstadt-West mit diesem Gebäude, die 1870 mit einem Ausflugs- und Tanzlokal in den damaligen Neckargärten begann. Nur andeutend ging er auf die erwähnte „stürmische“ Phase ein. Kurz sprach von der damaligen „Hoffnung, das Gebäude selbst renovieren zu können“, und der „Herausforderung, sich mit dem Hausherrn zu verständigen“ (der Katholischen Kirche Mannheim), danach vom „Dornröschenschlaf“ des maroden Hauses. Er resümierte: „Es brauchte mehr als einen Kuss zum Erwecken.“
Das mit der Hoffnung war 2015 gewesen, der Dornröschenschlaf in den vielen Jahren davor und danach. Den Kuss zum Erwecken hatte es, so war die OB-Rede offensichtlich gemeint, anschließend indirekt durch den OB selbst gegeben – nämlich durch die kommunale Steuerungsgruppe LOS, von Petar Drakul (OB-Dezernat) und Achim Judt (MWSP) gemeinsam geleitet. Grundlage dafür sei die seinerzeitige Studie von Dr. Konrad Hummel (Vorgänger von Judt bei der MWSP) gewesen. Durch diese verschachtelt weitergebenen Küsse hat die Neckarstadt-West nun also des Kaisers neuen Garten.
Private Stiftungen, über die die Stadt verfügte, reichten jedoch nicht zur Finanzierung. Mannheim hat 3,5 Millionen investiert, Städtebaumittel aus Land und Bund in Höhe von 1,8 Millionen flossen mit ein und der Förderverein hat 100.000 Euro aufgebracht. Das ist insgesamt ein Vielfaches von dem, was zu „stürmischen“ Zeiten unter Mithilfe ehrenamtlichen Engagements die Renovierung des Kaisergartens gekostet hätte. Wäre damals der Hausherr „verständig“ gewesen, hätte alles weniger Geld verschlungen, und der Kaisergarten hätte den Bedürfnissen der Neckarstadt-West schon Jahre früher zur Verfügung gestanden.
Das Bedürfnis des Stadtteils heute ist die Förderung von Kindern und Jugend, das geht jedenfalls aus den Anstrengungen rund um den „Campus“ hervor. Die Stadt Mannheim bezeichnet den Kaisergarten bereits jetzt als Kinder- und Jugendbildungshaus und als wichtigsten Teil des Campus Neckarstadt-West neben den Standorten Neckarstadt Kids (im Bürgerhaus, 2018 eröffnet) und der Gartenfeldstraße 42 (Juni 2021 eröffnet). Der Kaisergarten stelle eine wichtige Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche aus der Neckarstadt-West dar: Als dritter Standort des Campus werde es hier Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung sowie Förder- und Freizeitangebote für Kinder geben. Die Trägerschaft liegt bei der Stadt Mannheim, Fachbereich Jugend- und Gesundheitsamt. Der Kaisergarten schließe die Lücke kinder- und jugendgerechter Räume.
Dornröschen wird nicht auf der Bühne durch Reden von Funktionsträgern geweckt, sondern im profanen Alltag, wenn niemand mitkriegt, wie herzlich geküsst wird und wie laut es schmatzt. Darum war jeder Ehrenamtliche wichtig, der auch auf der Bühne erschien oder erwähnt wurde. Von herausragender Bedeutung sind dabei die jungen Ehrenamtlichen, Schüler der Marie-Curie-Schule, die – selbst noch Teenager – im Rahmen des Campus jüngere Kinder betreuen. Darum war die Vergabe des Jugendförderpreises 2022 von Rotary Mannheim an acht Schüler ein zentraler Akt der Kaisergarten-Eröffnung, vielleicht das Herzstück überhaupt: Er ging an Sama Ibrahim, Malik Solmaz, Hana Neslic, Stefanie Prevec Tot, Dilek Ülger, Kübra Ülger, Christine Gimina Angel Lopez und Özge Ildiz. Bei allen Steuerungsmaßnahmen der Stadt für den Stadtteil sollte man die Ehrenamtlichen an der Basis niemals vergessen. Ohne die läuft nämlich gar nichts, da können Gelder fließen, wie sie wollen.
Kulturelle Beiträge zum Eröffnungsprogramm boten die Rock the Block Kids von Neckarstadt Kids e.V., die Waackitas vom Jugendhaus Erlenhof und Andreas Rathgeber mit der Uraufführung des Kaisergartensongs, wobei er von den Campus-Mentoren begleitet wurde. Unterhaltsam war das Interview mit den Zeitzeugen Lothar Edinger (Ur-Neckarstädter), Reinhold Götz (Stadtrat aus der Neckarstadt-West) und Özge Ildis (Schülerin und Campus-Mentorin). Die Moderation besorgte Rosa Omenaca Prado. Hier muss noch etwas angefügt werden. Die Zeitzeugen wurden auch danach befragt, was sie sich für die Neckarstadt-West in den nächsten fünf Jahren wünschen. Da sagte Stadtrat Götz einen Satz, dessen Tragweite in den Feierlichkeiten des Tages unterging. Er richtete an die Evangelische Kirche Mannheim, die aus Finanzgründen gerade mit dem Altbestand ihrer Kirchen hadert, eine Bitte: Sie möge der Neckarstadt-West das Areal der Lutherkirche überlassen. Inzwischen ist die Lutherkirche laut evangelischem Synodalbeschluss „C-Kirche“ – was bedeutet, dass sie bald aufgegeben werden muss. Bahnt sich hier etwas Spannendes an?
»Nach Gesprächen mit der Katholischen Gesamtkirchengemeinde wurde entschieden, den früher als Gemeindesaal genutzten Kaisergarten dem Stadtteil „wiederzugeben“«, formuliert es eine Presseerklärung der Stadt. (Die Anführungszeichen bei „wiederzugeben“ sind originaler Teil des Zitates, was immer die Presseerklärung damit meint.) Auch dabei half wiederum ehrenamtliches Engagement: Der Mannheimer Rotary Club übergab bei der Eröffnungsfeier dem Förderverein Campus Neckarstadt-West einen Scheck in Höhe von 10.000 Euro. Der Betrag war bei einem Benefizkonzert erspielt worden, wiederum ehrenamtlich.
Dieser Artikel erschien zuerst auf der Facebook-Seite des befreundeten Neckarstadt-Blogs. Vielen Dank an Johannes Paesler.
Alle Fotos: Johannes Paesler
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