Die Eichbaum Brauerei in Wohlgelegen (Archivbild 2018) | Foto: M. Schülke
Die Geschäftsführung der Brauerei Eichbaum ist zurückgetreten. Die Sanierung erfolgt in Eigenverwaltung mit neuer Doppelspitze.
Die Geschäftsführung der Mannheimer Eichbaum-Brauerei ist nach dem Insolvenzantrag in Eigenverwaltung geschlossen zurückgetreten. Das geht aus Informationen hervor, die unserer Redaktion vorliegen — obwohl uns die entsprechende Pressemitteilung des Unternehmens selbst nicht erreicht hat. Mehrere Medien, darunter der Mannheimer Morgen, berichten über die Pläne zur Sanierung und Neuausrichtung des Traditionsbetriebs.
Nach Tagen der öffentlichen Funkstille hatte die Eichbaum-Brauerei am Freitagnachmittag eine Mitteilung an ausgewählte Redaktionen verschickt. Darin wurde der Insolvenzantrag, der bereits am Dienstag zuvor eingereicht worden war, erstmals offiziell bestätigt. Die neue Sanierungsführung übernimmt der Restrukturierungsexperte Frank Reifel, unterstützt von Uwe Aichele aus dem bisherigen Vertriebsteam. Christoph Glatt von der Kanzlei Schiebe und Collegen wird als Generalbevollmächtigter das Verfahren juristisch begleiten.
Ziel der Eigenverwaltung sei es, so Reifel in der zitierten Pressemitteilung, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten und den Betrieb langfristig wettbewerbsfähig aufzustellen. Insgesamt sind mehr als 300 Beschäftigte betroffen. Eine Stellungnahme gegenüber unserer Redaktion hat das Unternehmen bislang nicht abgegeben.
Fokus soll über Bier hinausgehen
Die neue Führung will laut Medienberichten nicht nur beim Personal einen Neuanfang, sondern auch bei der strategischen Ausrichtung. Die Brauerei plant demnach, das Geschäftsfeld deutlich zu erweitern — insbesondere im Bereich sogenannter „Ready-To-Drink“-Produkte, also trinkfertiger Mixgetränke. Bereits erste Kontakte zu potenziellen Investoren seien geknüpft worden.
Auch bei der Investorensuche wird auf Diversifikation gesetzt. Eichbaum wolle sich künftig „vom reinen Bierbrauer zum Getränkehersteller“ entwickeln, heißt es. Angesichts der aktuellen Absatzprobleme auf dem Biermarkt scheint dieser Schritt notwendig.
Gericht bestellt vorläufigen Sachwalter
Das Amtsgericht Mannheim hat im Zuge des Verfahrens den Rechtsanwalt Thomas Oberle als vorläufigen Sachwalter eingesetzt. Dieser soll die Geschäftsführung während des Insolvenzverfahrens überwachen. Oberle äußerte gegenüber dem Mannheimer Morgen, dass er sich bereits einen ersten Überblick verschafft habe. Der Eindruck sei, dass genug wirtschaftliche Substanz vorhanden sei, um den Betrieb im Rahmen der Insolvenz fortzuführen.
Ein vollständiger Plan zur Eigenverwaltung liege vor und erscheine ihm grundsätzlich tragfähig. Dennoch betonte er, dass sich das Verfahren noch ganz am Anfang befinde. Im laufenden vorläufigen Insolvenzverfahren seien die Löhne und Gehälter für drei Monate ab dem Stichtag der Verfahrenseröffnung durch das Insolvenzgeld abgesichert, habe Sachwalter Thomas Oberle erklärt. Er gehe davon aus, dass etwa zum Jahreswechsel das Hauptinsolvenzverfahren eröffnet werden könne.
Russlandgeschäft war wohl ausschlaggebend
Als einer der Hauptgründe für die wirtschaftliche Schieflage der Brauerei gilt der massive Einbruch im Russlandgeschäft. Das Unternehmen hatte nach dem Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine zunächst weiter dorthin exportiert. Nach Informationen des Mannheimer Morgens entfiel früher etwa ein Sechstel des gesamten Ausstoßes auf diesen Markt.
In der Mitteilung soll Eichbaum zudem auf weitere Faktoren verwiesen haben: Deglobalisierungstendenzen nach der Corona-Pandemie, gestörte Lieferketten, unberechenbare Zollpolitik und ein starker Rückgang beim Bierkonsum in Deutschland hätten das Unternehmen zusätzlich belastet.
Ein Sanierungsversuch unter Druck
Für die Beschäftigten bleibt die Lage angespannt. Die Hoffnung ruht auf einem erfolgreichen Sanierungsprozess, der nicht nur eine wirtschaftliche Neuausrichtung, sondern auch strukturelle Änderungen mit sich bringen könnte. Neben der Vertriebsstrategie dürfte auch die Marktpositionierung überarbeitet werden müssen.
Die Stadt Mannheim, in der die Brauerei seit fast 350 Jahren ansässig ist, beobachtet die Entwicklungen mit Sorge. Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) sagte laut Mannheimer Morgen, die Nachricht von der Insolvenz habe die Stadt sehr betroffen gemacht. Die Zukunft von Eichbaum sei für Mannheim von besonderer Bedeutung.
Hinweis: Dieser Artikel basiert auf der Berichterstattung des Mannheimer Morgens. Eine Pressemitteilung der Eichbaum-Brauerei liegt der Redaktion des Neckarstadtblogs bislang nicht vor.
Diese Webseite verwendet Cookies, um die Funktionalität zu ermöglichen, Inhalte darzustellen sowie für Statistiken und Werbung.
Funktionale Cookies
Immer aktiv
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.
Ab 1 Euro pro Monat sorgst Du dafür, dass unabhängiger Lokaljournalismus in der Neckarstadt möglich bleibt.
Hilf mit, dass sich alle ohne Bezahlschranken informieren und mitreden können. Deine Unterstützung macht den Unterschied für eine informierte demokratische Gesellschaft. 🤝 Jetzt spenden und die Neckarstadt stärken!
Die Geschäftsführung der Brauerei Eichbaum ist zurückgetreten. Die Sanierung erfolgt in Eigenverwaltung mit neuer Doppelspitze.
Die Geschäftsführung der Mannheimer Eichbaum-Brauerei ist nach dem Insolvenzantrag in Eigenverwaltung geschlossen zurückgetreten. Das geht aus Informationen hervor, die unserer Redaktion vorliegen — obwohl uns die entsprechende Pressemitteilung des Unternehmens selbst nicht erreicht hat. Mehrere Medien, darunter der Mannheimer Morgen, berichten über die Pläne zur Sanierung und Neuausrichtung des Traditionsbetriebs.
Nach Tagen der öffentlichen Funkstille hatte die Eichbaum-Brauerei am Freitagnachmittag eine Mitteilung an ausgewählte Redaktionen verschickt. Darin wurde der Insolvenzantrag, der bereits am Dienstag zuvor eingereicht worden war, erstmals offiziell bestätigt. Die neue Sanierungsführung übernimmt der Restrukturierungsexperte Frank Reifel, unterstützt von Uwe Aichele aus dem bisherigen Vertriebsteam. Christoph Glatt von der Kanzlei Schiebe und Collegen wird als Generalbevollmächtigter das Verfahren juristisch begleiten.
Ziel der Eigenverwaltung sei es, so Reifel in der zitierten Pressemitteilung, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten und den Betrieb langfristig wettbewerbsfähig aufzustellen. Insgesamt sind mehr als 300 Beschäftigte betroffen. Eine Stellungnahme gegenüber unserer Redaktion hat das Unternehmen bislang nicht abgegeben.
Fokus soll über Bier hinausgehen
Die neue Führung will laut Medienberichten nicht nur beim Personal einen Neuanfang, sondern auch bei der strategischen Ausrichtung. Die Brauerei plant demnach, das Geschäftsfeld deutlich zu erweitern — insbesondere im Bereich sogenannter „Ready-To-Drink“-Produkte, also trinkfertiger Mixgetränke. Bereits erste Kontakte zu potenziellen Investoren seien geknüpft worden.
Auch bei der Investorensuche wird auf Diversifikation gesetzt. Eichbaum wolle sich künftig „vom reinen Bierbrauer zum Getränkehersteller“ entwickeln, heißt es. Angesichts der aktuellen Absatzprobleme auf dem Biermarkt scheint dieser Schritt notwendig.
Gericht bestellt vorläufigen Sachwalter
Das Amtsgericht Mannheim hat im Zuge des Verfahrens den Rechtsanwalt Thomas Oberle als vorläufigen Sachwalter eingesetzt. Dieser soll die Geschäftsführung während des Insolvenzverfahrens überwachen. Oberle äußerte gegenüber dem Mannheimer Morgen, dass er sich bereits einen ersten Überblick verschafft habe. Der Eindruck sei, dass genug wirtschaftliche Substanz vorhanden sei, um den Betrieb im Rahmen der Insolvenz fortzuführen.
Ein vollständiger Plan zur Eigenverwaltung liege vor und erscheine ihm grundsätzlich tragfähig. Dennoch betonte er, dass sich das Verfahren noch ganz am Anfang befinde. Im laufenden vorläufigen Insolvenzverfahren seien die Löhne und Gehälter für drei Monate ab dem Stichtag der Verfahrenseröffnung durch das Insolvenzgeld abgesichert, habe Sachwalter Thomas Oberle erklärt. Er gehe davon aus, dass etwa zum Jahreswechsel das Hauptinsolvenzverfahren eröffnet werden könne.
Russlandgeschäft war wohl ausschlaggebend
Als einer der Hauptgründe für die wirtschaftliche Schieflage der Brauerei gilt der massive Einbruch im Russlandgeschäft. Das Unternehmen hatte nach dem Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine zunächst weiter dorthin exportiert. Nach Informationen des Mannheimer Morgens entfiel früher etwa ein Sechstel des gesamten Ausstoßes auf diesen Markt.
In der Mitteilung soll Eichbaum zudem auf weitere Faktoren verwiesen haben: Deglobalisierungstendenzen nach der Corona-Pandemie, gestörte Lieferketten, unberechenbare Zollpolitik und ein starker Rückgang beim Bierkonsum in Deutschland hätten das Unternehmen zusätzlich belastet.
Ein Sanierungsversuch unter Druck
Für die Beschäftigten bleibt die Lage angespannt. Die Hoffnung ruht auf einem erfolgreichen Sanierungsprozess, der nicht nur eine wirtschaftliche Neuausrichtung, sondern auch strukturelle Änderungen mit sich bringen könnte. Neben der Vertriebsstrategie dürfte auch die Marktpositionierung überarbeitet werden müssen.
Die Stadt Mannheim, in der die Brauerei seit fast 350 Jahren ansässig ist, beobachtet die Entwicklungen mit Sorge. Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) sagte laut Mannheimer Morgen, die Nachricht von der Insolvenz habe die Stadt sehr betroffen gemacht. Die Zukunft von Eichbaum sei für Mannheim von besonderer Bedeutung.
Hinweis: Dieser Artikel basiert auf der Berichterstattung des Mannheimer Morgens. Eine Pressemitteilung der Eichbaum-Brauerei liegt der Redaktion des Neckarstadtblogs bislang nicht vor.
Auch interessant…