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Warum der Lufticus schließen musste

Viele standen Anfang Mai vor verschlossener Tür. Nun wird klar, was zur Schließung des traditionsreichen Geschäfts geführt hat.

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Anfang Mai war der Schreibwarenladen Lufticus in der Langen Rötterstraße plötzlich zu. Kein Hinweis auf eine Umbaupause, kein neuer Pächter – stattdessen ein Plakat im Fenster: „Dauerhaft geschlossen“. Viele Kund*innen fragten sich, was passiert war. Antworten liefert nun ein Artikel im Mannheimer Morgen, der bislang kaum Beachtung fand – sowie ein Gespräch des Neckarstadtblogs mit Betreiberin Mariola Gebhardt beim Ausräumen des Ladens.

Postkundschaft verdrängt das eigentliche Geschäft

Nachdem die Postbank-Filiale in der Langen Rötterstraße 19-21 am 28. Januar 2025 geschlossen wurde, verlagerte sich der gesamte Postbetrieb auf den Lufticus. Der Laden bot alle Postdienstleistungen – von Briefmarken über Pakete bis zu Einschreiben. Die Folge: lange Warteschlangen bis auf den Gehweg. Wer eigentlich Schreibwaren, Geschenkartikel oder Lottoscheine kaufen wollte, drehte oft wieder um. Mariola Gebhardt sagt, das zusätzliche Postgeschäft habe das Kerngeschäft zunichte gemacht.

Keine Verhandlungsbereitschaft bei DHL

Gebhardt berichtet, sie habe dreimal versucht, mit DHL über neue Vertragsbedingungen zu sprechen. Doch es habe niemand reagiert. Sie hätte gern zusätzliches Personal eingestellt, um die Belastung im Betrieb aufzufangen – dafür hätte der Vertrag finanziell angepasst werden müssen. Da sich keine Einigung abzeichnete, verlängerte sie den Ende April auslaufenden Vertrag mit DHL nicht.

Nach der vollständigen Schließung – angekündigt mit einem persönlichen Abschiedsbrief im Schaufenster – kam es zu weiteren Schwierigkeiten. Laut Mannheimer Morgen hatte DHL fünf Abholtermine für eingelagerte Pakete zugesagt. Vier davon wurden nicht eingehalten. Die Sendungen lagerten fast zwei Wochen im Laden. Einige Kund*innen reagierten verärgert und warfen dem Geschäft vor, Pakete zurückzuhalten.

Die Schließung hat sich noch nicht herumgesprochen

Am Freitag, 23. Mai, wurde der Laden ausgeräumt. Währenddessen wurde Mariola Gebhardt von zahlreichen Passant*innen angesprochen. Viele hielten Päckchen in der Hand – in der Hoffnung, der Postbetrieb sei doch wieder aufgenommen worden.

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Kaum Einnahmen trotz voller Läden

Ein DHL-Sprecher erklärte dem Mannheimer Morgen, die Bezahlung erfolge über einen festen Betrag und eine Pauschale je Sendung. Das Postgeschäft solle eine Ergänzung sein, aber nicht das Hauptgeschäft tragen.

Laut einer NDR-Recherche, auf die sich der Mannheimer Morgen bezieht, zahlt DHL 20 Cent für frankierte Pakete, 40 Cent für unfrankierte oder Retouren. Gebhardt sagt, dass sie bis zu 260 Stunden im Monat gearbeitet habe. Unter Einbezug der laufenden Kosten und des weggebrochenen Verkaufs im Kerngeschäft blieb ihr nach eigener Schätzung weniger als drei Euro pro Stunde.

Ausweichstellen unter Druck

DHL nennt als Alternativen zur geschlossenen Filiale drei Standorte: den Kiosk Buwekipp in der Riedfeldstraße 35, den Paradies Kiosk in der Mittelstraße 37 sowie einen Kiosk in der Nebeniusstraße. Vor dem Paradies Kiosk bilden sich bereits jetzt regelmäßig lange Schlangen von DHL-Kund*innen.

Die DHL-Vertriebsleitung arbeite „mit Hochdruck“ an einer neuen Lösung für den Stadtteil, heißt es im Mannheimer Morgen. Für die Neckarstadt-Ost bedeutet das nun einen weißen Fleck auf der Postkarte – und weite Fußwege für alle, die Briefe und Pakete verschicken wollen.

Quellen: Eigene Recherchen, Mannheimer Morgen