Beim Podiumsgespräch zur Eröffnung der Theatertage wurden einige grundsätzliche Fragen geklärt | Bild: M. Schülke
Die Baden-Württembergischen Theatertage fanden dieses Jahr mit dem Fokus auf Kinder- und Jugendtheater in Mannheim statt.
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Die 27. Baden-Württembergischen Theatertage wurden am Dienstag, 8. Juli 2025, in der Alten Feuerwache eröffnet. Sie fanden vom 8. bis 12. Juli statt. Gezeigt wurden elf Inszenierungen aus ganz Baden-Württemberg. Das Festival wurde vom Jungen Nationaltheater Mannheim ausgerichtet.
Geschichtliche Parallelen
Zur Eröffnung sprach Ulrike Stöck, Intendantin des Jungen Nationaltheaters Mannheim. Sie erinnerte an frühere Theatertage mit Kinder- und Jugendtheater-Schwerpunkt, insbesondere an ein Arbeitstreffen 1992 in Mannheim. Schon damals seien dort zentrale Fragen gestellt worden, unter anderem ging es um Kürzungen im Kulturbereich und einen Rechtsruck unter Jugendlichen. Diese Parallelen zur heutigen Zeit ließ sie im Raum stehen und wirken.
Nicht gehört und nicht gesehen
Stöck hob die gesellschaftliche Bedeutung des Kinder- und Jugendtheaters hervor. Kinder und Jugendliche würden in dieser Gesellschaft oft nicht gehört und nicht gesehen. „Manchmal kann man das Gefühl haben, dass deswegen auch Kinder- und Jugendtheatermacherinnen nicht gehört und nicht gesehen werden“.
Zukunft dieses Landes
In ihrer Rede machte sie deutlich, dass viele Theaterstrukturen jungen Menschen immer noch zu wenig Zugang zu Kunst und Kultur bieten: „In Kinder- und Jugendtheatern, die 2025 immer noch zu klein sind, um auch nur annähernd die kulturelle Teilhabe der Kinder Baden-Württembergs zu ermöglichen.“
Und sie erinnerte daran, dass gerade in Kinder- und Jugendtheatern die Zukunft dieses Landes „verhandelt, entwickelt und phantasiert“ werde. Sie appellierte, das Engagement für Kinder und Jugendliche in Kunst und Kultur nicht aufzugeben – im Schulterschluss mit Eltern, Lehrkräften und Erziehenden. Denn, so Stöck, „weil sie, wenn sie erwachsen sind die Welt retten müssen.“
Politik auf dem Podium
Im Anschluss führten Schauspielerin Katharina Breier (JNTM-Ensemble) und Charlotte Worm (Vertreterin des Jugendgremiums „Konnektiv“) ein Podiumsgespräch mit Gästen aus Politik und Kultur. Eingeladen waren Arne Braun (Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst), Ulrich von Kirchbach (Deutscher Bühnenverein Baden-Württemberg) sowie Ulrike Stöck. Für die Stadt Mannheim nahm Diana Pretzell, Erste Bürgermeisterin, teil. Sie vertrat den eigentlich angekündigten Oberbürgermeister Christian Specht. Auch Kulturbürgermeister Thorsten Riehle konnte aufgrund einer Sitzung des Kulturausschusses nicht anwesend sein.
Teilhabe ermöglichen
Mit der schlichten Frage „Was haben Sie getan, damit Kinder und Jugendliche ins Theater gehen können?“ brachte Charlotte Worm gleich zu Beginn den Kern des Gesprächs auf den Punkt. Die Antworten der Podiumsgäste machten deutlich, wie vielfältig die Wege zur Teilhabe sind und wo die Grenzen liegen. Diana Pretzell verwies auf konkrete Projekte in Mannheim, bei denen Kultur niedrigschwellig zugänglich gemacht werde. Sie erzählte auch, dass sie regelmäßig mit ihrem Kind im Jungen Nationaltheater sei und schätze, wie direkt Kinder auf das reagieren, was sie sehen. Ihre Botschaft: Kinder sollen ernst genommen werden, auch als Publikum. „Wir müssen euch diese Zukunftstür weiter öffnen“, sagte sie.
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Jugend als Gegenwart
Staatssekretär Arne Braun griff die Zukunftsperspektive auf und drehte sie um: „Die Jugend hat immer recht […] weil der Zeitstrahl nur in eine Richtung geht.“ Ulrich von Kirchbach betonte die Bedeutung kritischer junger Stimmen. Er sagte, er wünsche sich von Kindern und Jugendlichen, „dass sie immer kritische Fragen stellen, dass sie die Erwachsenen nerven“ und dass sie helfen, die Welt besser zu machen.
Auf die Frage, was sie sich von der Politik wünsche, verwies Ulrike Stöck auf die strukturellen Bedingungen des Betriebs. Kinder- und Jugendtheater seien eben keine „Gala, wo man Abendkleid auspacken kann“. Und auch finanziell seien die Erwartungen oft realitätsfern: „Einnahmesteigerung, hä, ist nicht.“ Sie verwies aber auf aktuelle Zahlen des Deutschen Bühnenvereins: In der Spielzeit 2023/2024 kamen bundesweit rund vier Millionen Besucher*innen ins Kinder- und Jugendtheater – mehr als Oper und Operette zusammen. Ob sich daraus kulturpolitische Konsequenzen ergeben sollten, ließ sie offen.
Übergang in den Spielplan
Mit dem Ende des Gesprächs war der offizielle Auftakt des Festivals gesetzt. Die Besucher*innen wechselten anschließend nahtlos zum ersten Programmpunkt auf der Bühne: der Aufführung von „3 Väter“ durch das Junge Nationaltheater Mannheim. Schon am Eröffnungstag waren alle Vorstellungen ausverkauft und das Junge Nationaltheater voller junger Stimmen, die das Theater über mehrere Tage hinweg mit Leben füllten.
Quellen: Eigener Reporter, SWR
Was Kinder und Jugendliche über Theater sagen
Bereits am Eröffnungstag der Theatertage nahmen Kinder und Jugendliche an Workshops teil. In einem Fernsehbeitrag des SWR schilderten einige von ihnen, was das Theater für sie bedeutet. Anura sagte: „Meine ganze Familie hat schon immer Theater gespielt. Dann war ich auch begeistert vom Theater und wollte es auch machen.“
Auch gesellschaftliche Botschaften spielten für die jungen Teilnehmenden eine Rolle. Anna sagte: „Manche Sachen haben ja auch eine Message. Zum Beispiel, dass Kinder weniger am iPad sein sollten und öfter rausgehen. Einfach andere Sachen sehen, die wirklich in der richtigen Welt sind.“
Yvana hob hervor, dass die Stücke so inszeniert seien, dass sie „nicht gruselig sind und mit einfachen Worten gemacht wurden, sodass sie alle verstehen können.“ Und Enie meinte: „Man sollte den anderen irgendwie klar machen, dass beim Theater nicht nur alte Säcke dabei sind, sondern auch Jugendliche.“
(Quelle: SWR Fernsehen, Baden-Württemberg aktuell, 8. Juli 2025)
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Die Baden-Württembergischen Theatertage fanden dieses Jahr mit dem Fokus auf Kinder- und Jugendtheater in Mannheim statt.
Die 27. Baden-Württembergischen Theatertage wurden am Dienstag, 8. Juli 2025, in der Alten Feuerwache eröffnet. Sie fanden vom 8. bis 12. Juli statt. Gezeigt wurden elf Inszenierungen aus ganz Baden-Württemberg. Das Festival wurde vom Jungen Nationaltheater Mannheim ausgerichtet.
Geschichtliche Parallelen
Zur Eröffnung sprach Ulrike Stöck, Intendantin des Jungen Nationaltheaters Mannheim. Sie erinnerte an frühere Theatertage mit Kinder- und Jugendtheater-Schwerpunkt, insbesondere an ein Arbeitstreffen 1992 in Mannheim. Schon damals seien dort zentrale Fragen gestellt worden, unter anderem ging es um Kürzungen im Kulturbereich und einen Rechtsruck unter Jugendlichen. Diese Parallelen zur heutigen Zeit ließ sie im Raum stehen und wirken.
Nicht gehört und nicht gesehen
Stöck hob die gesellschaftliche Bedeutung des Kinder- und Jugendtheaters hervor. Kinder und Jugendliche würden in dieser Gesellschaft oft nicht gehört und nicht gesehen. „Manchmal kann man das Gefühl haben, dass deswegen auch Kinder- und Jugendtheatermacherinnen nicht gehört und nicht gesehen werden“.
Zukunft dieses Landes
In ihrer Rede machte sie deutlich, dass viele Theaterstrukturen jungen Menschen immer noch zu wenig Zugang zu Kunst und Kultur bieten: „In Kinder- und Jugendtheatern, die 2025 immer noch zu klein sind, um auch nur annähernd die kulturelle Teilhabe der Kinder Baden-Württembergs zu ermöglichen.“
Und sie erinnerte daran, dass gerade in Kinder- und Jugendtheatern die Zukunft dieses Landes „verhandelt, entwickelt und phantasiert“ werde. Sie appellierte, das Engagement für Kinder und Jugendliche in Kunst und Kultur nicht aufzugeben – im Schulterschluss mit Eltern, Lehrkräften und Erziehenden. Denn, so Stöck, „weil sie, wenn sie erwachsen sind die Welt retten müssen.“
Politik auf dem Podium
Im Anschluss führten Schauspielerin Katharina Breier (JNTM-Ensemble) und Charlotte Worm (Vertreterin des Jugendgremiums „Konnektiv“) ein Podiumsgespräch mit Gästen aus Politik und Kultur. Eingeladen waren Arne Braun (Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst), Ulrich von Kirchbach (Deutscher Bühnenverein Baden-Württemberg) sowie Ulrike Stöck. Für die Stadt Mannheim nahm Diana Pretzell, Erste Bürgermeisterin, teil. Sie vertrat den eigentlich angekündigten Oberbürgermeister Christian Specht. Auch Kulturbürgermeister Thorsten Riehle konnte aufgrund einer Sitzung des Kulturausschusses nicht anwesend sein.
Teilhabe ermöglichen
Mit der schlichten Frage „Was haben Sie getan, damit Kinder und Jugendliche ins Theater gehen können?“ brachte Charlotte Worm gleich zu Beginn den Kern des Gesprächs auf den Punkt. Die Antworten der Podiumsgäste machten deutlich, wie vielfältig die Wege zur Teilhabe sind und wo die Grenzen liegen. Diana Pretzell verwies auf konkrete Projekte in Mannheim, bei denen Kultur niedrigschwellig zugänglich gemacht werde. Sie erzählte auch, dass sie regelmäßig mit ihrem Kind im Jungen Nationaltheater sei und schätze, wie direkt Kinder auf das reagieren, was sie sehen. Ihre Botschaft: Kinder sollen ernst genommen werden, auch als Publikum. „Wir müssen euch diese Zukunftstür weiter öffnen“, sagte sie.
Jugend als Gegenwart
Staatssekretär Arne Braun griff die Zukunftsperspektive auf und drehte sie um: „Die Jugend hat immer recht […] weil der Zeitstrahl nur in eine Richtung geht.“ Ulrich von Kirchbach betonte die Bedeutung kritischer junger Stimmen. Er sagte, er wünsche sich von Kindern und Jugendlichen, „dass sie immer kritische Fragen stellen, dass sie die Erwachsenen nerven“ und dass sie helfen, die Welt besser zu machen.
Auf die Frage, was sie sich von der Politik wünsche, verwies Ulrike Stöck auf die strukturellen Bedingungen des Betriebs. Kinder- und Jugendtheater seien eben keine „Gala, wo man Abendkleid auspacken kann“. Und auch finanziell seien die Erwartungen oft realitätsfern: „Einnahmesteigerung, hä, ist nicht.“ Sie verwies aber auf aktuelle Zahlen des Deutschen Bühnenvereins: In der Spielzeit 2023/2024 kamen bundesweit rund vier Millionen Besucher*innen ins Kinder- und Jugendtheater – mehr als Oper und Operette zusammen. Ob sich daraus kulturpolitische Konsequenzen ergeben sollten, ließ sie offen.
Übergang in den Spielplan
Mit dem Ende des Gesprächs war der offizielle Auftakt des Festivals gesetzt. Die Besucher*innen wechselten anschließend nahtlos zum ersten Programmpunkt auf der Bühne: der Aufführung von „3 Väter“ durch das Junge Nationaltheater Mannheim. Schon am Eröffnungstag waren alle Vorstellungen ausverkauft und das Junge Nationaltheater voller junger Stimmen, die das Theater über mehrere Tage hinweg mit Leben füllten.
Quellen: Eigener Reporter, SWR
Was Kinder und Jugendliche über Theater sagen
Bereits am Eröffnungstag der Theatertage nahmen Kinder und Jugendliche an Workshops teil. In einem Fernsehbeitrag des SWR schilderten einige von ihnen, was das Theater für sie bedeutet. Anura sagte: „Meine ganze Familie hat schon immer Theater gespielt. Dann war ich auch begeistert vom Theater und wollte es auch machen.“
Auch gesellschaftliche Botschaften spielten für die jungen Teilnehmenden eine Rolle. Anna sagte: „Manche Sachen haben ja auch eine Message. Zum Beispiel, dass Kinder weniger am iPad sein sollten und öfter rausgehen. Einfach andere Sachen sehen, die wirklich in der richtigen Welt sind.“
Yvana hob hervor, dass die Stücke so inszeniert seien, dass sie „nicht gruselig sind und mit einfachen Worten gemacht wurden, sodass sie alle verstehen können.“ Und Enie meinte: „Man sollte den anderen irgendwie klar machen, dass beim Theater nicht nur alte Säcke dabei sind, sondern auch Jugendliche.“
(Quelle: SWR Fernsehen, Baden-Württemberg aktuell, 8. Juli 2025)
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