Stadtentwicklung

Der Platz der ungenutzten Möglichkeiten

Warum mindert der Neue Messplatz den Parkdruck in der Neckarstadt bislang kaum? Eine Spurensuche zwischen Potential und Versagen.

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Die meisten kennen den Neuen Messplatz in der Neckarstadt-Ost als Veranstaltungsfläche. Doch wenn dort nicht die Mai- oder Oktober-Mess, ein Zirkus oder eine andere Veranstaltung stattfindet, dürfen Pkw auf der Fläche abgestellt werden.

Diskussion um Schranken

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Die Schranken zu den Lkw-Zufahrten sind tatsächlich dauerhaft geschlossen | Foto: M. Schülke

In einer Sitzung des Bezirksbeirats Neckarstadt-Ost wurde beklagt, die Schranken am Neuen Messplatz seien seit Wochen unten. Das ist richtig, betrifft aber ausschließlich die Lkw-Zufahrten, die bewusst dauerhaft geschlossen bleiben. Für Pkw gibt es vier schmale, unbeschrankte Zufahrten: in der Waldhofstraße auf Höhe der Bahnhaltestelle, in der Heinrich-Zille-Straße, in der Käthe-Kollwitz-Straße gegenüber des Eissportzentrums und in der Maybachstraße gegenüber der Pettenkoferstraße. Sie sind so angelegt, dass keine breiteren Fahrzeuge passieren können, werden aber von vielen nicht als Einfahrten erkannt.

Fehlende Zahlen, keine Strategie

Wie oft der Neue Messplatz zum kostenlosen Parken zur Verfügung steht, kann die Stadt auf Anfrage nicht einmal im Nachhinein für die Vorjahre sagen. Eine offizielle Stellplatzanzahl gibt es ebenso wenig. Weil das Abstellen von Fahrzeugen dort kostenlos ist, wird die Auslastung nicht erfasst. Dennoch verweist die Stadt regelmäßig auf diese Möglichkeit, insbesondere im Zusammenhang mit dem sommerlichen Andrang im Herzogenriedbad.

Hinweise zur falschen Zeit am falschen Ort

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Aushang vor dem Herzogenriedbad | Foto: Stadt Mannheim

Am Eingang des Herzogenriedbads und an der GBG-Halle hängt ein Aushang, der auf den Neuen Messplatz als Parkmöglichkeit hinweist. Für viele kommt diese Information jedoch zu spät. Wer erstmal vollbepackt mit Kindern, Sack und Pack vor dem Freibad steht, parkt nicht mehr um. Aushänge am Zielort erreichen Autofahrende erst, wenn sie schon geparkt haben. Nicht selten stehen die Fahrzeuge dann auf Flächen, auf denen Parken verboten ist. Erfolgreicher könnten temporäre, auffällige Beschilderungen entlang bekannter Falschpark-Hotspots sein, etwa in der August-Kuhn-Straße, an der Max-Joseph-Straße oder auf dem Parkplatz vor der GBG-Halle. Zwar gibt es im Stadtteil auch offizielle Wegweiser zum Neuen Messplatz mit dem P+R-Symbol, etwa entlang der Waldhofstraße. Offenbar werden diese von vielen Anwohner*innen und Freibadbesucher*innen jedoch nicht wahrgenommen. Eine auffälligere Beschilderung im Stadtteil könnte darauf hinweisen und gezielter dorthin leiten.

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Zukünftige Parkflächen am Kombibad

Das geplante Kombibad wird voraussichtlich für weiteren Andrang sorgen und das künftig ganzjährig, auch im Winter. Die zusätzlich entstehenden Stellplätze werden diesen Andrang nicht vollständig auffangen, sind aber eine Entlastung. Sie entstehen unter anderem auf einer bisherigen Grünfläche zwischen Herzogenriedbad und den beiden städtischen Kinderhäusern sowie an der Max-Joseph-Straße vor der künftigen Kombibad-Halle. Neben Pkw-Stellflächen sind zahlreiche Abstellmöglichkeiten für Fahrräder geplant. Auch eine direkte Anbindung per Bus ist vorgesehen. Die Linie 61 soll künftig direkt vor dem Kombibad halten. Ob und wie die neuen Parkplätze bewirtschaftet werden, ist derzeit offen, insbesondere auch jenseits der Öffnungszeiten von Park und Bad.

Unausgeschöpftes Potenzial

Mehr aus dem Neuen Messplatz herauszuholen, könnte mit vergleichsweise einfachen Maßnahmen gelingen. Bessere Markierungen von Stellplätzen würden verdeutlichen, dass dort geparkt werden darf, Ordnung schaffen und Veranstaltungen wie Mess oder Zirkusse nicht stören. Deutlichere Beschilderung an den Einfahrten würde die Zugänge klarer machen.

Vor allem aber fehlt bislang eine systematische Erfassung des Potenzials. Erst wenn bekannt ist, wie groß die Auslastung tatsächlich ist, können Maßnahmen gezielt greifen. Ausgehend von der Gesamtfläche des Neuen Messplatzes von rund 65.000 Quadratmetern und unter Berücksichtigung üblicher Flächenbedarfe pro Fahrzeug lässt sich ein grober Richtwert von etwa 3.200 möglichen Stellplätzen ableiten1, sofern die gesamte Fläche temporär für Pkw genutzt würde.

Verpasste Chance in der Neckarstadt

In der Diskussion um Quartiersgaragen träumen andere innerstädtische Stadtteile von einem solchen Potenzial an Parkraum. In der Neckarstadt liegt es derzeit brach. Die Stadt lässt sich hier eine kostengünstige Gelegenheit entgehen oder setzt vielleicht darauf, dass die Bewohner*innen irgendwann von alleine auf den Neuen Messplatz ausweichen, wenn der Parkdruck nur hoch genug ist. Mit der Einführung der Parkraum-Vollüberwachung durch Scan-Fahrzeuge zum Jahreswechsel wird die Stellschraube noch fester angezogen. Wahrscheinlich werden viele zwar Strafzettel hinnehmen, ihr Parkverhalten aber nicht ändern. Damit dies gelingt, müsste die Stadt jedoch ein attraktives und gut erkennbares Angebot machen, und diese Möglichkeit hätte sie hier.

Quellen: Bezirksbeiratssitzung Neckarstadt-Ost, Auskünfte der Stadt Mannheim und VTM, eigene Recherchen

  1. Laut eines amtlichen Dokuments umfasst der Neue Messplatz rund 65.000 Quadratmeter. Unter realistischen Bedingungen einer Großparkplatzplanung – inklusive Fahrgassen, Zufahrten, Rangierflächen und weiteren Sonderbereichen – ergibt sich erfahrungsgemäß ein Flächenbedarf von etwa 18 bis 22 Quadratmetern pro Pkw. Daraus lässt sich eine mögliche Kapazität von rund 2.950 bis 3.600 Fahrzeugen ableiten. Ein Mittelwert von etwa 3.200 Stellplätzen gilt dabei als realistische Annahme für eine Vollnutzung der gesamten Fläche, etwa bei einer Veranstaltung oder als temporärer Großparkplatz. Diese Zahl ist eine Schätzung und stellt keine offizielle Angabe dar.