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Stadtentwicklung

Rhenania-Speicher vom Abriss bedroht

Wie der Verein Rhein-Neckar Industriekultur Ende Dezember 2017 auf Facebook und seiner Internetseite berichtete, droht dem bedeutenden Industriedenkmal möglicherweise der Abriss.

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Der Rhenania-Speicher, einem 1911 erbauten Getreidesilo im Industriehafen, steht vor dem Aus, nachdem der Mieter, die amerikanische Firma Bunge nach rund 40 Jahren Ende 2016 den Mietvertrag gekündigt hatte. Die Logistikfirma Rhenus, Inhaberin der Immobilie, sieht keine weiteren Nutzungsmöglichkeiten und hat den Abriss bei den zuständigen Behörden beantragt. Nur ein Neumieter oder das Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg könnten den Abriss dieses für die industrielle Kulturlandschaft in Mannheim wichtigen Gebäudes stoppen. Auch die Stadtspitze in Mannheim wird auf dem Entscheidungswege, was letztendlich mit dem historischen Gebäude passieren wird, eine nicht unwesentliche Rolle spielen.

Verein kämpft für den Erhalt des Industriedenkmals

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Mit diesem Flyer macht der Verein auf den drohenden Abriss aufmerksam | Bild: Rhein-Neckar-Industriekultur e.V.

Veit Lennartz, Vorsitzender des Vereins Rhein-Neckar Industriekultur, bestätigt uns auf Anfrage schriftlich die Abrisspläne der Firma Rhenus und den durch die Firma Bunge gekündigten Mietvertrag.

Der Verein erklärt:

Der Rhenania Getreide-Speicher am Eingang des Mannheimer Industriehafens soll abgerissen werden. Damit würde ein wichtiges Zeugnis der Mannheimer Industriegeschichte verschwinden, bedauert auch Hilde Seibert vom Vorstand des Vereins.

Das markante Gebäude bei der Kammerschleuse wurde 1911 von der Familie Hecht gebaut und war damals das modernste Getreidesilo am ganzen Rhein. Die Hechts hatten 1908 in Mannheim die Rhenania-Speditions-Gesellschaft gegründet und die Firma zum führenden Unternehmen in Deutschland gemacht. Der Industriehafen war zur damaligen Zeit das größte Mühlenzentrum Süddeutschlands.

In der Nazizeit wird die jüdische Familie Hecht enteignet, überlebt aber den Holocaust. Nach dem Krieg wird die Firma Rhenania wieder an die Familie zurück gegeben und entwickelt sich zu einem der größten westeuropäischen Unternehmen im Binnenschifffahrts-Sektor. Seit 1975 dient der gewaltige Bau zur Zwischenlagerung von Ölsaaten für den Verein Deutscher Ölfabriken (VDO), heute Bunge. Zwei alte Verladekräne vor dem Gebäude stammen noch aus den 50er-Jahren. Inzwischen gehört der Speicher der Rhenus-Gruppe.

Ein Abriss wäre ein unwiederbringlicher Verlust.

Firma Rhenus bezieht Stellung

Wiederholte Anfragen des Neckarstadtblogs bei Rhenus Logistics blieben unbeantwortet. Eine weitere wurde von dem Medienbüro am Reichstag GmbH, Berlin, nach eigenen Angaben für die Pressearbeit von Rhenus zuständig, beantwortet. Wir geben die Antwort im Original wieder. Diese Pressemitteilung wurde, wie wir erfuhren, Ende 2017 aufgrund verschiedener Medienanfragen erstellt und versandt.

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Pressestatement zum Rhenania-Speicher:

Der Rhenus-Speicher im Mannheimer Industriehafen wurde bisher von Rhenus zur Zwischenlagerung von Raps für eine externe Firma verwendet. Nach deren Kündigung des Vertrages zum Jahresende 2016 gibt es keine tragbare weitere Nutzungsmöglichkeit des Silos durch die Rhenus-Gruppe. Hintergrund ist, dass es sich um ein über 100 Jahre altes Gebäude handelt, das nicht mehr den heutigen logistischen Anforderungen zum Umschlag und der Lagerung von Waren entspricht. Zudem befindet sich der Speicher auf einem Sondernutzungsgebiet und kann daher nur für gewerbliche Zwecke genutzt werden. Daher hat der Logistikdienstleister im vergangenen Jahr bei den zuständigen Behörden einen Antrag auf eine Abrissgenehmigung gestellt. Da es sich bei dem Silo um ein denkmalrechtlich relevantes Bauwerk handelt, wurden mit der Stadt Mannheim und dem Denkmalschutzamt intensive Gespräche geführt. Die Rhenus plant eine anderweitige logistische Nutzung des Grundstücks nach Abriss des Gebäudes. Dies könnten moderne Lagerhallen sowie Lagerflächen zum freien Umschlag von Schüttgütern sein. Derzeit befindet sich der Logistikdienstleister noch in Gesprächen mit der Stadt Mannheim und erwartet eine Entscheidung in absehbarer Zeit.

Bestehen Hoffnungen für den Erhalt des Industriekulturdenkmals?

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Vom Bonadieshafen aus sieht man den ganz ursprünglichen Teil des Rhenania-Speichers. Im fensterlosen Teil sind Silokammern untergebracht | Foto: Ritter (Rhein-Neckar-Industriekultur e.V.)

Die Zeichen stehen nicht gut für den Erhalt dieses historischen Gebäudes. Für Rhenus scheint der Speicher, nach deren eigenen Angaben, nicht mehr wirtschaftlich nutzbar zu sein. Einzige Lösung zur Erhaltung ist konkret ein Neumieter, der dort Getreide- oder Saatgut längerfristig einlagern möchte. Befürworter der Erhaltung industrieller Denkmäler, auch in Mannheim, positionieren sich eindeutig gegen den Abriss.

In einem Fernsehbeitrag des regionalen TV-Senders RNF am 12.01.2018 sagt ein Vertreter der Stadt Mannheim sinngemäß: Es stünde im öffentlichen Interesse, der Denkmalerhaltungspflicht nachzukommen. Nur wenn das Unternehmen (Rhenus) eine Unwirtschaftlichkeit nachweisen könne, dann müsse über weitere Kriterien entschieden werden.

Diese Aussagen scheinen in Richtung Arbeitsplatzerhalt an diesem Standort ebenso gemeint zu sein, wie in puncto Vorentscheidung des Landesamts für Denkmalpflege. Final werden die Stadt Mannheim und der Global Player Rhenus Logistics über das Schicksal des Rhenania-Speichers zu entscheiden haben. Wünschenswert für alle beteiligten Parteien im Diskurs dürfte es sein, die unter Denkmalschutz stehende Fassade des historischen Speichergebäudes dauerhaft zu erhalten. Innovativen Ideen wie das Innere des Speichers künftig unter Umständen anders genutzt werden könnte, sollten keine Schranken gesetzt werden.

Weitere Informationen zum Rhenania-Speicher gibt es auf der Webseite des Rhein-Neckar-Industriekultur e.V.

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Bundesweit tätiger freischaffender Fotojournalist mit den Themenschwerpunkten Rechtsextremismus/-populismus, Kultur- und Gesellschaftspolitisches. Auftraggeber waren bislang die BeobachterNews und Kommunalinfo Mannheim. Privat engagiert er sich u.a. bei Mannheim sagt Ja! und der Bündnisregionalgruppe Aufstehen gegen Rassismus Rhein-Neckar.