Stadtentwicklung

Lage, Lage, Lage

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Preise und Temperaturen steigen auch in der Neckarstadt (Symbolbild) | Foto: M. Schülke

Mannheim ist die heißeste Großstadt Deutschlands. Das könnte auch die Immobilienpreise beeinflussen, meint unser Gastautor Patric Liebscher.

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Jeder, der schon einmal mit Immobilien zu tun hatte, weiß, was die drei wichtigsten Kriterien für den Wert einer Immobilie sind: Lage, Lage, Lage! Das hat dazu geführt, dass sich der Wert Mannheimer Immobilien, gerade von Wohnimmobilien, in den letzten 20 Jahren deutlich gesteigert hat. Denn Mannheim ist von der tristen Arbeiterstadt zu einem attraktiven Zentrum im Herzen der Metropolregion Rhein-Neckar aufgestiegen.

Allerdings hat Mannheim mit immer stärkeren und immer häufigeren Hitzewellen im Sommer zu kämpfen. Das wurde bisher in erster Linie in Bezug auf Gesundheit und Wohlbefinden der Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt diskutiert. Unbeachtet blieb, dass sich dies auf dem Grundstücksmarkt zumindest mittelfristig auch finanziell bemerkbar machen könnte. Dabei geht es – wenn man den Wert aller Grundstücke in Mannheim betrachtet – um sehr hohe Vermögenswerte.

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Mannheims Ruf leidet – mögliche Folgen für den Immobilienmarkt

Hitzewellen sind gerade für ältere Menschen und Kinder eine starke Belastung. Wer aber kauft Immobilien? Häufig sind es Familien mit Kindern oder Senior*innen, die in eine seniorengerechte Eigentumswohnung suchen, vielleicht sogar verbunden mit einem Angebot für Pflegeleistungen. Besonders für diese Klientel sind die Hitzewellen im Sommer abschreckend. Wer sich eine Klimaanlage einbauen will, braucht in Mehrfamilienhäusern dazu die Zustimmung der Eigentümergemeinschaft oder des Vermieters. Außerdem kann Denkmalschutz dem Einbau einer Klimaanlage entgegenstehen. Doch selbst mit Klimaanlage bleibt ein Problem: Bei 40 °C im Schatten (noch dazu bei höherer Luftfeuchtigkeit) geht niemand gern vor die Tür. Menschen bleiben gegebenenfalls viele Tage mehr oder weniger eingesperrt in ihrer Wohnung. Ein Spaziergang, ein Waldlauf, Gartenarbeit, Radfahren, der Gang zum Supermarkt oder in die Eckkneipe: unmöglich. Das mindert den Wohnwert.

Das, was in manchen US-amerikanischen Gegenden schon normal sein mag, sich im Sommer von der klimatisierten Wohnung ins klimatisierte Büro und zwischenzeitlich ins klimatisierte Einkaufszentrum zu begeben – für Deutschland ist es eine Dystopie. In der Konsequenz könnten sich viele Menschen entscheiden, in kühlere Gegenden auszuweichen, gegebenenfalls auch aufs Land. Fehlende Nachfrage führt aber unweigerlich zu einem Rückgang der Marktpreise. Das gilt für Wohnimmobilien, in der Konsequenz aber auch für Gewerbeimmobilien, etwa für den Einzelhandel. Was für Ferienregionen diskutiert wird, nämlich, dass nördlichere Destinationen die aktuellen Ferienregionen in Südeuropa wegen des Klimawandels ablösen werden, kann sich in ähnlicher Form auch auf dem Grundstücksmarkt niederschlagen.

Was hilft gegen die Hitze in der Stadt?

Was also hilft gegen eine mögliche Minderung der Immobilienwerte in Mannheim? Dasselbe, was insbesondere zum Schutz vulnerabler Gruppen gegen die Folgen des Klimawandels schon vorgeschlagen wird: Klimafolgemaßnahmen wie Entsiegelung, mehr Grün in der Stadt, Wasserflächen zur Abkühlung, Wasservernebler, Sonnensegel, Trinkbrunnen, Dach- und Fassadenbegrünungen, Verkehrsberuhigung. So lassen sich – insbesondere in der dicht bebauten Innenstadt – die schlimmsten Folgen des Klimawandels in der heißesten Großstadt Deutschlands zumindest etwas abmildern. Und das hilft nicht nur den Menschen, sondern auch den Eigentümern von Wohn- und Gewerbeimmobilien, die sonst mittel- bis langfristig mit einer Minderung des Wertes ihrer Grundstücke rechnen müssen.

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Patric Liebscher ist Bezirksbeirat auf dem Lindenhof. Er ist bei den Grünen Mannheim seit vielen Jahren aktiv und gehörte von 2023 bis 2024 dem Mannheimer Gemeinderat an.