Hinter den Zäunen des Herzogenriedparks regt sie sich langsam. Die Stadt belebt die Multihalle wieder – mit einer weiteren Projektreihe…
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Dem Vergessen verdankt die Multihalle in gewisser Weise ihr Überleben. Zur Bundesgartenschau 1975 errichtet, war sie nur als eine temporäre Konstruktion gedacht gewesen und es gab Überlegungen, sie bald nach der Spieldauer der Gartenschau wieder abzureißen. Hinter den Zäunen des Herzogenriedparks lag sie stattdessen – von der breiten Öffentlichkeit unbeachtet – mehrere Jahrzehnte im Dornröschenschlaf. Sie diente noch einer Handvoll von Kulturveranstaltungen und insbesondere Gewerkschaftskundgebungen oder Gottesdiensten als Veranstaltungsstätte. Das Erinnern wiederum soll ihr in der Gegenwart zu neuem Leben verhelfen.
Am Freitag, 10. Mai, startete im Herzogenriedpark die Projektreihe „Multi-komm!“ mit einer ersten Führung zur gegenwärtigen Situation der Multihalle. Sie ergänzt den architektonischen Ideenwettbewerb, der langfristige Impulse zur Wiederbelebung und Neugestaltung des Areals geben soll, unter dem Titel „Democratic Umbrella“ um ein publikumsoffenes Informationsangebot. Vor etwa 15 Besucher*innen gab Tatjana Dürr, Referentin des Baudezernats, eine kleine Einführung zur Geschichte der Multihalle und zur übergeordneten Strategie der Stadt, mit der Multihalle eine architektonische Attraktion und ein seltenes öffentliches Kulturgut wiederzuerwecken. Die Reihe sieht nun ein regelmäßiges Informationsprogramm im Herzogenriedpark rund um die Multihalle vor: Jeden zweiten Freitag werden ab sofort kostenfreie Führungen über das Gelände angeboten, die sich eingehender mit den Hintergründen und Sanierungsbedingungen der von Frei Otto entworfenen Konstruktion befassen – und gleichsam eine Vielzahl von Kulturprojekten präsentieren werden, mit denen schon jetzt ein zunächst temporäres Kulturangebot geschaffen werden soll.
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Die Projektreihe „Multi-komm!“ in der Multihalle | Foto: M. Freymuth
Die Projektreihe „Multi-komm!“ in der Multihalle | Foto: M. Freymuth
Für den Auftakt war das Künstlerkollektiv Brüten geladen, das in Kooperation mit Zeitraumexit sein Projekt „Erde 2“ präsentierte. Der große Veranstaltungssaal unter dem Dach der Multihalle wird im Rahmen dieses Projekts seit dem 1. Mai (und für knapp drei Wochen) in eine Experimentierfläche für zukünftige Formen des sozialen Lebens verwandelt. Trägerin des Gesamtprozesses – ein organisatorisches Großprojekt – ist die Stadt Mannheim, die nach einem Gemeinderatsbeschluss von 2016 begonnen hat, die Sanierung und Bespielung der Multihalle zu planen. Als Kulturmanager im Auftrag der Stadt zeichnet Johannes Dam für das aktuelle künstlerische Veranstaltungsprogramm verantwortlich. Dazu gehört als ein erster Höhepunkt die im Rahmen des EU-Projekts „Sharing Heritage“ geförderte Summer Academy, die internationale Studierende der Architektur einlädt, im Austausch mit Besucher*innen und Interessierten bauliche Entwürfe und Modelle zur Zukunft der Multihalle zu erarbeiten. In Form von Installationen, Performances und einem insgesamt breiten Spektrum experimenteller Beiträge dient das Motiv der „künstlerischen Raumforschung“ als inhaltliche Ergänzung der langfristigen Renovierung der Multihalle. Frei nach Frei Otto gab Tatjana Dürr schließlich den Geist des Gesamtvorhabens aus: entstehen solle „eine offene Halle für eine offene Gesellschaft“.
Diese Reminiszenz an ihre sozialutopische Konzeption macht die Multihalle nun unversehens wieder zu einem aktuellen Symbol demokratischer Kultur und Zukunft.
Auf dem Weg zur Multihalle | Foto: M. Freymuth
Gerüstaufbau in der Multihalle | Foto: M. Freymuth
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Hinter den Zäunen des Herzogenriedparks regt sie sich langsam. Die Stadt belebt die Multihalle wieder – mit einer weiteren Projektreihe…
Dem Vergessen verdankt die Multihalle in gewisser Weise ihr Überleben. Zur Bundesgartenschau 1975 errichtet, war sie nur als eine temporäre Konstruktion gedacht gewesen und es gab Überlegungen, sie bald nach der Spieldauer der Gartenschau wieder abzureißen. Hinter den Zäunen des Herzogenriedparks lag sie stattdessen – von der breiten Öffentlichkeit unbeachtet – mehrere Jahrzehnte im Dornröschenschlaf. Sie diente noch einer Handvoll von Kulturveranstaltungen und insbesondere Gewerkschaftskundgebungen oder Gottesdiensten als Veranstaltungsstätte. Das Erinnern wiederum soll ihr in der Gegenwart zu neuem Leben verhelfen.
Am Freitag, 10. Mai, startete im Herzogenriedpark die Projektreihe „Multi-komm!“ mit einer ersten Führung zur gegenwärtigen Situation der Multihalle. Sie ergänzt den architektonischen Ideenwettbewerb, der langfristige Impulse zur Wiederbelebung und Neugestaltung des Areals geben soll, unter dem Titel „Democratic Umbrella“ um ein publikumsoffenes Informationsangebot. Vor etwa 15 Besucher*innen gab Tatjana Dürr, Referentin des Baudezernats, eine kleine Einführung zur Geschichte der Multihalle und zur übergeordneten Strategie der Stadt, mit der Multihalle eine architektonische Attraktion und ein seltenes öffentliches Kulturgut wiederzuerwecken. Die Reihe sieht nun ein regelmäßiges Informationsprogramm im Herzogenriedpark rund um die Multihalle vor: Jeden zweiten Freitag werden ab sofort kostenfreie Führungen über das Gelände angeboten, die sich eingehender mit den Hintergründen und Sanierungsbedingungen der von Frei Otto entworfenen Konstruktion befassen – und gleichsam eine Vielzahl von Kulturprojekten präsentieren werden, mit denen schon jetzt ein zunächst temporäres Kulturangebot geschaffen werden soll.
Für den Auftakt war das Künstlerkollektiv Brüten geladen, das in Kooperation mit Zeitraumexit sein Projekt „Erde 2“ präsentierte. Der große Veranstaltungssaal unter dem Dach der Multihalle wird im Rahmen dieses Projekts seit dem 1. Mai (und für knapp drei Wochen) in eine Experimentierfläche für zukünftige Formen des sozialen Lebens verwandelt. Trägerin des Gesamtprozesses – ein organisatorisches Großprojekt – ist die Stadt Mannheim, die nach einem Gemeinderatsbeschluss von 2016 begonnen hat, die Sanierung und Bespielung der Multihalle zu planen. Als Kulturmanager im Auftrag der Stadt zeichnet Johannes Dam für das aktuelle künstlerische Veranstaltungsprogramm verantwortlich. Dazu gehört als ein erster Höhepunkt die im Rahmen des EU-Projekts „Sharing Heritage“ geförderte Summer Academy, die internationale Studierende der Architektur einlädt, im Austausch mit Besucher*innen und Interessierten bauliche Entwürfe und Modelle zur Zukunft der Multihalle zu erarbeiten. In Form von Installationen, Performances und einem insgesamt breiten Spektrum experimenteller Beiträge dient das Motiv der „künstlerischen Raumforschung“ als inhaltliche Ergänzung der langfristigen Renovierung der Multihalle. Frei nach Frei Otto gab Tatjana Dürr schließlich den Geist des Gesamtvorhabens aus: entstehen solle „eine offene Halle für eine offene Gesellschaft“.
Diese Reminiszenz an ihre sozialutopische Konzeption macht die Multihalle nun unversehens wieder zu einem aktuellen Symbol demokratischer Kultur und Zukunft.
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