Die Stadt Mannheim revitalisiert das ehemalige Gemeindehaus der Lutherkirche zum "Westhaus" | Foto: M. Schülke
Das neue Westhaus in der Neckarstadt-West bündelt Bildungs- und Gesundheitsangebote und stärkt die Unterstützung für Familien im Quartier.
Mit dem Westhaus hat die Stadt Mannheim am Mittwoch ein neues Bildungs- und Gesundheitshaus in der Neckarstadt-West eröffnet. Das frühere Gemeindehaus der Lutherkirche wurde dafür umfassend instandgesetzt und bietet nun verschiedene Angebote für Familien, Kinder und Jugendliche an einem Standort. Die Stadt investierte insgesamt 1,5 Millionen Euro, davon entfielen 1 Million Euro auf den Ankauf und rund 500.000 Euro auf bauliche Arbeiten. Da sich das Gebäude im Sanierungsgebiet befindet, wird eine Förderung durch das Land erwartet.
Eröffnung in angespannten Haushaltszeiten
Oberbürgermeister Christian Specht bei seiner Ansprache anlässlich der Eröffnung | Foto: Stadt Mannheim / Robin Eichelsheimer
Oberbürgermeister Christian Specht erinnerte in seiner Rede daran, dass der Gemeinderat bereits im Oktober 2023 die Mittel für den Ankauf bereitgestellt hatte. Diese Entscheidung lag damit vor den aktuellen Sparmaßnahmen. Specht bezeichnete das Projekt als wichtiges Signal für ein sozial ausgerichtetes Mannheim.
Beim Umbau wurden allerdings finanzielle Grenzen deutlich. Nach Angaben des Oberbürgermeisters übernahmen städtische Mitarbeitende, teils bis hin zu Fachbereichsleitungen, in ihrer Freizeit Malerarbeiten, weil die Mittel für externe Firmen nicht ausreichten. Specht würdigte dieses Engagement ausdrücklich. Zugleich verweist das Vorgehen auf eine Belastungssituation, in der Beschäftigte Tätigkeiten übernehmen, die eigentlich nicht in ihren Aufgabenbereich gehören. Dass dies überhaupt notwendig wurde, zeigt die angespannte Lage der Verwaltung. Im Saal fragte Specht anschließend augenzwinkernd, ob sich unter den anwesenden Stadträt*innen weitere handwerkliche Unterstützung finde.
Gesundheitsförderung und Beratung vor Ort
Im Westhaus arbeiten künftig zwei Kinderkrankenschwestern des Gesundheitsamts. Sie begleiten Familien im Alltag und führen Willkommensbesuche bei Neugeborenen direkt im Quartier durch. Fachbereichsleiter Dr. Peter Schäfer betonte in seiner Eröffnungsrede, dass Angebote im Stadtteil anders angenommen würden als solche aus zentralen Verwaltungsstrukturen. Mit der Präsenz vor Ort entstehe ein niedrigschwelliger Zugang, der Familien den Einstieg erleichtere. Ergänzend bietet das Eltern-Kind-Zentrum Beratung und Unterstützung im Alltag. Im Obergeschoss stehen weitere Räume für vertrauliche Gespräche bereit.
Kindertagespflege in umfassend umgebauter Pfarrwohnung
Im ersten Obergeschoss entsteht eine Kindertagespflegestelle für bis zu zehn Kinder unter drei Jahren. Die frühere Pfarrwohnung wurde dafür umfassend umgebaut und neu strukturiert. Die Räume ermöglichen eine Betreuung in einem wohnähnlichen Umfeld mit Ruheraum, Küche, Wohnbereich und Bad. Die Tagespflege richtet sich an Familien ohne Kita-Platz oder mit zusätzlichem Förderbedarf. Die Betreuung übernehmen pädagogische Fachkräfte und eine erfahrene Tagespflegeperson.
Fachbereichsleiter Dr. Peter Schäfer erklärt im Beisein des Oberbürgermeisters die Funktion der neuen Räumlichkeiten | Foto: M. Schülke
Bildungsangebote und weiterer Ausbau
Das Westhaus wird zudem ein zusätzlicher Standort des Campus Neckarstadt-West. Die bestehenden Angebote zur Mittagsverpflegung und zur Hausaufgabenbegleitung werden im Gebäude ergänzt und langfristig weiterentwickelt. Ab 2027 soll außerdem eine Mensa für die benachbarte Marie-Curie-Realschule eingerichtet werden, um die Infrastruktur der Ganztagsbetreuung zu verbessern. Das Kinderkaufhaus der Diakonie bleibt zunächst im Untergeschoss am Standort.
Viele Partner unter einem Dach
Dr. Schäfer hob hervor, dass das Westhaus nur durch das Zusammenwirken verschiedener Fachbereiche entstehen konnte. Die Zusammenarbeit reichte von Planung und Bau über Gesundheits- und Jugenddienste bis zur Quartierarbeit. Die Räume sind so ausgelegt, dass mehrere Dienste sie gemeinsam nutzen können, wodurch Flächen effizient eingesetzt werden. Schäfer erläuterte, dass das Haus in Teilen noch im Aufbau sei und weitere Räume in den kommenden Monaten eingerichtet würden.
Die Räume sind so ausgelegt, dass mehrere Dienste sie gemeinsam nutzen können | Foto: M. Schülke
Ein sozialer Treffpunkt im Wandel
Specht ging in seiner Rede auch auf die besondere Lage der Neckarstadt-West ein. Der Stadtteil verfügt über wenige Vereine und Anlaufstellen für Kinder und Jugendliche. Zugleich ist die Fluktuation außergewöhnlich hoch: Nach seinen Angaben wechselt nahezu ein Drittel der Bevölkerung pro Jahr, sodass sich die Bewohnerschaft in einem Zeitraum von etwa drei Jahren statistisch nahezu vollständig erneuert. In einem solchen Umfeld seien verlässliche Strukturen besonders wichtig, um Familien früh Orientierung und Unterstützung zu geben.
Der Oberbürgermeister stellte das Westhaus als Beispiel für eine neue Form des Zusammenführens städtischer Angebote vor. Unter dem Begriff „Flächenverschränkung“ beschrieb er die Strategie, verstreut arbeitende Dienste an einem Ort zu bündeln, um Abläufe zu erleichtern und Synergien zu schaffen. Darüber hinaus ging er auf die Bedeutung des Gebäudes für das Umfeld ein und sagte, man „will sich gar nicht ausmalen, wenn es in andere Hände gegangen wäre, was Investoren da alles daraus gemacht hätten“. Das ehemalige Gemeindehaus sei Teil des historischen Ensembles der Lutherkirche und präge das Stadtbild rund um den Neumarkt. Daher sei es richtig gewesen, das Gebäude in kommunaler Verantwortung zu sichern.
Ein Ort mit sozialer Geschichte
Das Gebäude blickt auf eine lange Nutzungsgeschichte zurück. Der Verein Aufwind e.V. war zunächst Mieter im früheren Gemeindehaus der Lutherkirche und kaufte das Haus 2014 von der Evangelischen Kirche. Über Jahre fanden dort Angebote für Kinder und Familien im Stadtteil statt. Nachdem der Verein seine Arbeit im Gebäude beendet hatte, übernahm die Stadt Mannheim 2024 das Haus und entwickelte das Gebäude zu dem nun vorgestellten Bildungs- und Gesundheitshaus weiter.
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Das neue Westhaus in der Neckarstadt-West bündelt Bildungs- und Gesundheitsangebote und stärkt die Unterstützung für Familien im Quartier.
Mit dem Westhaus hat die Stadt Mannheim am Mittwoch ein neues Bildungs- und Gesundheitshaus in der Neckarstadt-West eröffnet. Das frühere Gemeindehaus der Lutherkirche wurde dafür umfassend instandgesetzt und bietet nun verschiedene Angebote für Familien, Kinder und Jugendliche an einem Standort. Die Stadt investierte insgesamt 1,5 Millionen Euro, davon entfielen 1 Million Euro auf den Ankauf und rund 500.000 Euro auf bauliche Arbeiten. Da sich das Gebäude im Sanierungsgebiet befindet, wird eine Förderung durch das Land erwartet.
Eröffnung in angespannten Haushaltszeiten
Foto: Stadt Mannheim / Robin Eichelsheimer
Oberbürgermeister Christian Specht erinnerte in seiner Rede daran, dass der Gemeinderat bereits im Oktober 2023 die Mittel für den Ankauf bereitgestellt hatte. Diese Entscheidung lag damit vor den aktuellen Sparmaßnahmen. Specht bezeichnete das Projekt als wichtiges Signal für ein sozial ausgerichtetes Mannheim.
Beim Umbau wurden allerdings finanzielle Grenzen deutlich. Nach Angaben des Oberbürgermeisters übernahmen städtische Mitarbeitende, teils bis hin zu Fachbereichsleitungen, in ihrer Freizeit Malerarbeiten, weil die Mittel für externe Firmen nicht ausreichten. Specht würdigte dieses Engagement ausdrücklich. Zugleich verweist das Vorgehen auf eine Belastungssituation, in der Beschäftigte Tätigkeiten übernehmen, die eigentlich nicht in ihren Aufgabenbereich gehören. Dass dies überhaupt notwendig wurde, zeigt die angespannte Lage der Verwaltung. Im Saal fragte Specht anschließend augenzwinkernd, ob sich unter den anwesenden Stadträt*innen weitere handwerkliche Unterstützung finde.
Gesundheitsförderung und Beratung vor Ort
Im Westhaus arbeiten künftig zwei Kinderkrankenschwestern des Gesundheitsamts. Sie begleiten Familien im Alltag und führen Willkommensbesuche bei Neugeborenen direkt im Quartier durch. Fachbereichsleiter Dr. Peter Schäfer betonte in seiner Eröffnungsrede, dass Angebote im Stadtteil anders angenommen würden als solche aus zentralen Verwaltungsstrukturen. Mit der Präsenz vor Ort entstehe ein niedrigschwelliger Zugang, der Familien den Einstieg erleichtere. Ergänzend bietet das Eltern-Kind-Zentrum Beratung und Unterstützung im Alltag. Im Obergeschoss stehen weitere Räume für vertrauliche Gespräche bereit.
Kindertagespflege in umfassend umgebauter Pfarrwohnung
Im ersten Obergeschoss entsteht eine Kindertagespflegestelle für bis zu zehn Kinder unter drei Jahren. Die frühere Pfarrwohnung wurde dafür umfassend umgebaut und neu strukturiert. Die Räume ermöglichen eine Betreuung in einem wohnähnlichen Umfeld mit Ruheraum, Küche, Wohnbereich und Bad. Die Tagespflege richtet sich an Familien ohne Kita-Platz oder mit zusätzlichem Förderbedarf. Die Betreuung übernehmen pädagogische Fachkräfte und eine erfahrene Tagespflegeperson.
Bildungsangebote und weiterer Ausbau
Das Westhaus wird zudem ein zusätzlicher Standort des Campus Neckarstadt-West. Die bestehenden Angebote zur Mittagsverpflegung und zur Hausaufgabenbegleitung werden im Gebäude ergänzt und langfristig weiterentwickelt. Ab 2027 soll außerdem eine Mensa für die benachbarte Marie-Curie-Realschule eingerichtet werden, um die Infrastruktur der Ganztagsbetreuung zu verbessern. Das Kinderkaufhaus der Diakonie bleibt zunächst im Untergeschoss am Standort.
Viele Partner unter einem Dach
Dr. Schäfer hob hervor, dass das Westhaus nur durch das Zusammenwirken verschiedener Fachbereiche entstehen konnte. Die Zusammenarbeit reichte von Planung und Bau über Gesundheits- und Jugenddienste bis zur Quartierarbeit. Die Räume sind so ausgelegt, dass mehrere Dienste sie gemeinsam nutzen können, wodurch Flächen effizient eingesetzt werden. Schäfer erläuterte, dass das Haus in Teilen noch im Aufbau sei und weitere Räume in den kommenden Monaten eingerichtet würden.
Ein sozialer Treffpunkt im Wandel
Specht ging in seiner Rede auch auf die besondere Lage der Neckarstadt-West ein. Der Stadtteil verfügt über wenige Vereine und Anlaufstellen für Kinder und Jugendliche. Zugleich ist die Fluktuation außergewöhnlich hoch: Nach seinen Angaben wechselt nahezu ein Drittel der Bevölkerung pro Jahr, sodass sich die Bewohnerschaft in einem Zeitraum von etwa drei Jahren statistisch nahezu vollständig erneuert. In einem solchen Umfeld seien verlässliche Strukturen besonders wichtig, um Familien früh Orientierung und Unterstützung zu geben.
Der Oberbürgermeister stellte das Westhaus als Beispiel für eine neue Form des Zusammenführens städtischer Angebote vor. Unter dem Begriff „Flächenverschränkung“ beschrieb er die Strategie, verstreut arbeitende Dienste an einem Ort zu bündeln, um Abläufe zu erleichtern und Synergien zu schaffen. Darüber hinaus ging er auf die Bedeutung des Gebäudes für das Umfeld ein und sagte, man „will sich gar nicht ausmalen, wenn es in andere Hände gegangen wäre, was Investoren da alles daraus gemacht hätten“. Das ehemalige Gemeindehaus sei Teil des historischen Ensembles der Lutherkirche und präge das Stadtbild rund um den Neumarkt. Daher sei es richtig gewesen, das Gebäude in kommunaler Verantwortung zu sichern.
Ein Ort mit sozialer Geschichte
Das Gebäude blickt auf eine lange Nutzungsgeschichte zurück. Der Verein Aufwind e.V. war zunächst Mieter im früheren Gemeindehaus der Lutherkirche und kaufte das Haus 2014 von der Evangelischen Kirche. Über Jahre fanden dort Angebote für Kinder und Familien im Stadtteil statt. Nachdem der Verein seine Arbeit im Gebäude beendet hatte, übernahm die Stadt Mannheim 2024 das Haus und entwickelte das Gebäude zu dem nun vorgestellten Bildungs- und Gesundheitshaus weiter.
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