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Stadtentwicklung

Der Abriss beginnt!

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Das Spiel ist aus. Hier schwingt nur noch die Abrissbirne | Foto: Neckarstadtblog

Lange hatten Mieter und wohnungspolitisch Aktive für den Erhalt des günstigen Wohnraums gekämpft. Jetzt reißt die GBG alle Hoffnungen ein.

Der Exodus

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Am 11. März zog hier der letzte Mieter aus dem Wohnblock in der Kinzigstraße aus | Foto: Neckarstadtblog
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Spätestens seit 11. März fragen sich Nachbarn und GBG-Mieter, wann der erste der vier Wohnblöcke entlang der Carl-Benz-Straße, nämlich der in der Kinzigstraße, abgerissen wird. An diesem Tag zog nämlich der letzte Bewohner aus dem vordersten Block aus. Kein Mieter stand ab diesem Zeitpunkt dem geplanten Abriss mehr im Wege. Einen Tag zuvor hatte der Aufsichtsrat den Abriss aller vier Wohnblöcke mit insgesamt 128 günstigen Wohnungen zugunsten moderner Neubauten zum wahrscheinlich doppelten Preis beschlossen. Das politische Ringen um den Erhalt ist verloren.

In einem uns vorliegenden internen GBG-Papier heißt es:

Die Abbrucharbeiten sind im Zeitraum Mai bis Juli 2016 vorgesehen.

Salamitaktik statt Transparenz

Seit März versuchten wir nun also den genauen Termin, an dem die Abrissbirne die Grundmauern in der Kinzigstraße dem Boden gleich machen wird, von der GBG bestätigt zu bekommen. Doch auch wenn interne Dokumente darauf schließen ließen, dass der Termin bereits im März feststand, die Öffentlichkeit sollte darüber allem Anschein nach im Dunkeln gelassen werden. Mal um Mal wurde uns sinngemäß mitgeteilt, die GBG wisse das Datum selbst noch nicht.

Trennung vom Netz

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Bauarbeiten in der Kinzigstraße | Foto: Neckarstadtblog

Anfang Mai war die Kinzigstraße plötzlich ohne Vorwarnung komplett gesperrt. Parkende Autos waren eingeschlossen von Baustellenabsperrungen, die Straße wurde aufgerissen. Was dort gemacht oder von wem das in Auftrag gegeben wurde, war vor Ort nicht in Erfahrung zu bringen. Die Arbeiter des ausführenden Subunternehmers sprachen kein Wort Deutsch.

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Bauarbeiten in der Kinzigstraße | Foto: Neckarstadtblog

Da wir unsere Erfahrungen mit der Informationspolitik der städtischen Wohnungsbaugesellschaft ja ausgiebig gemacht hatten, fragten wir parallel auch gleich bei der Stadtverwaltung nach, wer denn da die Straße aufgerissen habe und wieso nicht ordnungsgemäß zuvor beschildert gewesen sei. Die Verwaltung antwortete:

Das Aufstellen der Schilder wurde zwar rechtzeitig von der städtischen Verkehrsbehörde genehmigt, jedoch wurden diese – wie Sie selbst schildern – nicht vier Tage im Vorfeld von der Bauleitung aufgestellt. Insofern wurden in diesem Bereich auch keine Fahrzeuge entfernt. Wenn diese Frist nicht eingehalten ist, kann zu diesem Zeitpunkt auch nicht abgeschleppt werden.

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Bauarbeiten in der Kinzigstraße | Foto: Neckarstadtblog

Auch GBG-Sprecher Christian Franke ging gerne ins Detail, was die Straßensperrung anging:

Momentan trennt die MVV bzw. deren Tochter NETRION die Strom-, Gas- und Wasserleitungen vom öffentlichen Netz. Die Trennung erfolgt im Gehweg- bzw. Straßenbereich, daher ist die Kinzigstraße vorübergehend gesperrt. Nächste Woche werden die abgetrennten Gasleitungen bis in die einzelnen Wohnungen entleert bzw. mit Stickstoff ausgeblasen.

Daran anschließend folgen Demontagearbeiten in dem Objekt.

Die ebenfalls und wiederholt gestellte Frage nach dem Abrisstermin, wurde von dieser vermeintlichen Auskunftsfreude beiseite gewischt.

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Alles muss raus

Die erwähnten Demontagearbeiten wurden dann auch sehr bald deutlich sicht- und hörbar. Während der Aufnahmen unseres Fotografen zeigten sich die Bauarbeiter ungewöhnlich nervös, weil sie ihren Angaben zufolge unseren Mitarbeiter für jemanden vom Bauamt hielten. Tagelang wurden die Wohnungen entkernt, d.h. Böden, Türen und Fensterrahmen in einen notdürftig abgesperrten Bereich neben dem Häuserblock geworfen.

Der Schuttberg wuchs bedrohlich an. Zuletzt wurden sogar Teile des Dachs bereits entfernt. Ob die Absperrung für diese Maßnahme ausreichend war, wollen wir an dieser Stelle nicht beurteilen.

Dach fällt

Das Ende naht

Die im internen GBG-Dokument in den Raum gestellte Frist lief langsam aber sicher ab. Ein Abriss dieser Größenordnung geht nicht ohne ordentliche Planung von statten. Es muss eine Firma für den Abriss beauftragt, Anträge gestellt, Genehmigungen erteilt werden – und dies wohl nicht erst kurz bevor es losgeht. Wenn also das Unternehmen selbst nicht wissen will, wann sie ihre Immobilie denn nun abreißt, der Amtsschimmel muss es wissen. Dort fragten wir nach und bekamen auch ohne Weiteres die Antworten, die uns die GBG seit Monaten schuldig geblieben war:

Derzeit liegt ein weiterer Antrag für die Kinzigstraße 10-16 vor, der vom 13. Juni bis 19. August 2016 eine Vollsperrung zur Durchführung von Abrissarbeiten vorsieht.

Die Stadtverwaltung hat wohl ebenfalls bei der GBG angefragt, denn zufälligerweise erreichte uns am selben Tag die Nachricht des Unternehmenssprechers:

Ich hatte Ihnen zugesagt, dass ich mich melde, wenn mir ein Termin für den Rückbau des Gebäudes in der Main-/Kinzigstraße durchgegeben wird.

Erst Ende Mai, also mit nur knapp zwei Wochen Vorlauf, wusste die GBG angeblich endlich den Termin – vielleicht wurde er auch einfach nur dem Pressesprecher vorenthalten:

Nach aktueller Sachlage finden die eigentlichen Rückbaumaßnahmen gegen Ende der 24. KW statt.

2 Monate Vollsperrung der Kinzigstraße

Dieses Mal steht die Beschilderung rechtzeitig. Auch in der Mainstraße ist dann im Bereich am betroffenen Haus beidseitig das Parken verboten.  Am Montag, den 13. Juni, geht es also weiter mit dem Abriss des günstigen Wohnraums im Kern der Neckarstadt-Ost. Im sogenannten „Flussviertel“, das von Kritikern der Maßnahme als das Filetstück des Quartiers bezeichnet wird. Im Herzen des Stadtteils ist nach Ansicht der städtischen Wohnungsbaugesellschaft und der Stadtverwaltung kein Platz für ALG2-Empfänger, Senioren und alleinerziehende Mütter. Förderprogramme, um bei den geplanten Neubauten sozialverträgliche Mieten anbieten zu können, gäbe es, sie würden an anderer Stelle auch von der GBG angestrebt und genutzt, doch hier in der Neckarstadt-Ost wolle man das explizit nicht, erklärte Geschäftsführer Karl-Heinz Frings mit einer fast unverschämten Miene der Überlegenheit den anwesenden Mietern und aktiven Bürgern auf einer Bezirksbeiratssitzung.

Die Mieter der anderen GBG-Wohnblöcke wurden nach unseren Informationen über die Maßnahmen und die jeweiligen Termine nicht benachrichtigt. Sie beobachten das Treiben mit großer Angst vor dem, was da auf sie zukommt.

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