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Nachbarschaft

„FRAGMENTE“ – Literatur wird zu Kunst wird zu Literatur

Im Rahmen der Initiative „Mannheim liest ein Buch“ stellten Kunstschaffende bei der Ausstellung „FRAGMENTE“ zu Themen wie Familie, (soziale) Herkunft und Leben in der Großstadt aus, allesamt zentrale Themen im Roman „Beschreibung einer Krabbenwanderung“ von Karosh Taha.

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Am Samstag, den 3.12., fand im Alten Volksbad in der Neckarstadt-West die Kunstausstellung „FRAGMENTE“ statt, die vom KulturAStA, einer Gruppe Studierender der Uni Mannheim, organisiert wurde. Kunstschaffende der Region füllten die ehemaligen Dusch- und Badekabinen im Volksbad mit Leben. Thematisch drehten sich die Kunstwerke, ganz im Sinne der Initiative „Mannheim liest ein Buch“, um den Roman „Beschreibung einer Krabbenwanderung“ von Karosh Taha.

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Zitate aus dem Roman sorgen für den literarischen Rahmen | Foto: Lea Völker

Die Idee war es, die literarische Erzählung vom Leben im Hochhausblock der Großstadt, von sozialer Herkunft und Migration, von weiblicher Sexualität und Adoleszenz, von Depression und Familienkonflikten in Kunst zu überführen. Dies gelang den 16 Künstler*innen auf sehr vielseitige und eindrückliche Art und Weise, was sich an einigen ausgewählten Kabinen im Folgenden zeigen lässt. Der Beitrag des KulturAStA-Buchclubs rahmte die unabhängig voneinander gestalteten Kabinen thematisch ein und setzte sie in den literarischen Kontext: Ausgewählte Zitate aus dem Roman füllten die Wände des Flurs und begleiteten die Besucher*innen auf ihrem Weg zu den Kabinen.

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Der Blick in den Spiegel entschlüsselt die Texte | Foto: Katharina Schirp

Die Wände der ersten Kabine, welche von Katharina Schirp gestaltet wurde, waren gefüllt mit kurzen Lyrik- und Prosa-Texten in Spiegelschrift. So wurden die Texte erst durch den Blick in den Spiegel lesbar, wodurch die Besucher*innen zunächst mit sich selbst, dann mit den Texten konfrontiert wurden.

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Was ruht unter deinem Teppich? | Foto: Katharina Schirp

In der nächsten, von Leon Böhlke als eine Art stilles Wohnzimmer gestalteten Kabine, fiel der Blick zunächst auf ein großformatiges, in eher kühlen Farben gehaltenes Gemälde, auf dem der Ausschnitt eines Zimmers mit Panoramafenster zu sehen ist. Der Boden dieses Zimmers ist mit einem großen Teppich bedeckt, ein Element, welches sich leitmotivisch in der Kabinengestaltung wiederholte: Ein Schriftzug an der Kabinenwand über der mit einem Teppich abgedeckten Badewanne forderte die Besucher*innen dazu auf, verdrängte und unterdrückte Gedanken aufzuschreiben und symbolisch wieder unter den Teppich zu kehren.

Mehrere Kabinen thematisierten außerdem die Frage nach dem Leben im urbanen Raum. So gab es neben einer von Milena Bogenschütz erschaffenen Fotoausstellung der verbliebenen Einzelhandelsgeschäfte in der Mannheimer Innenstadt (siehe Titelbild) auch eine von Sarah Fröschl und Noel Plitzko gestaltete Kabine, die sich dem Thema der Obdachlosigkeit widmete und in ihrer Ausgestaltung alle Sinne konfrontierte:

Der Geruch nach schalem Bier, ein Schlafsack in der Badewanne, Laub, halbleere Bierflaschen und Zigarettenstummel auf dem Boden, Fotos und Texte über gesellschaftliche Marginalisierung und Gewalt gegen Heimatlose an den Wänden. So erhielt diese verdrängte Problematik der Heimatlosigkeit und der damit verbundenen Ausgrenzung einen Raum, in dem Fragen nach Sichtbarkeit und Zugehörigkeit in unserer Gesellschaft aufkamen.

Außerdem wurde das Thema Körperlichkeit im Zeichen patriarchaler Zuschreibungen in der von Pia Vogel gestalteten Kabine aus queerer Perspektive künstlerisch verarbeitet: In der Badewanne liegt eine Schaufensterpuppe in Ketten, während an den Wänden großformatige Collagen die gesellschaftliche Wahrnehmung mit der individuellen Wahrnehmung des eigenen Körpers kontrastieren und die damit verbundene Fremd- bzw. Selbstbestimmung von Körperlichkeit darstellen.

Für die musikalische Untermalung mit stimmungsvollem, experimentellem Techno/Elektro-Sound sorgte das DJ-Kollektiv Køps.


Transparenzhinweis: Die Autorin ist Mitglied im KulturAStA und hat die Ausstellung mitorganisiert.

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Eva Bruckner studiert an der Universität Mannheim den Masterstudiengang "Literatur, Medien und Kultur der Moderne" und lebt seit vier Jahren in der Neckarstadt-West. Neben dem Studium ist sie im KulturAStA tätig, bei dem sie gemeinsam mit anderen kulturbegeisterten Studierenden das kulturelle (Campus-)Leben in Mannheim mitgestaltet und beispielsweise Lesungen, Kunstausstellungen und Konzerte organisiert.