Der Gemeinderat hat den Alten Messplatz Süd offenbar aufgegeben | Foto: M. Schülke
Das Projekt ALTER steht nach der Ablehnung von 55.000 Euro Haushaltsmitteln durch den Gemeinderat vor ungewisser Zukunft.
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Der Gemeinderat Mannheim hat den Antrag auf Förderung des Projekts ALTER für die Jahre 2025 und 2026 abgelehnt. Damit bleiben die Einnahmen aus dem Parkplatzbetrieb die einzige finanzielle Stütze für das soziokulturelle Zentrum am Alten Messplatz. Bis zuletzt hatte die Stadt fest hinter dem Projekt gestanden. Nun droht neben dem Forum Deutsche Sprache auch noch ALTER wegzubrechen. Die Entscheidung löst nicht nur beim Trägerverein POW e.V., sondern auch in der lokalen Politik erhebliche Kritik aus.
Grüne: Orte wie ALTER fördern sozialen Zusammenhalt
Carmen Fontagnier, Grüne Bezirksbeirätin aus der Neckarstadt-Ost, zeigt sich über die Entscheidung bestürzt: „Dass die Mittel für den Treffpunkt ALTER gestrichen wurden, ist gleich ein doppeltes fatales Signal – für die Menschen, die sich dort treffen, und die Aktiven vom ALTER. Ich befürchte, dass die bestehenden Probleme weiter zunehmen werden.“
Auch ihre Parteikollegin Fouzia Hammoud betont die Bedeutung solcher Einrichtungen für die Stadtgesellschaft: „Solche Orte fördern nicht nur den sozialen Austausch, sondern stärken auch das Gefühl von Zugehörigkeit, Respekt und Gemeinschaft – unabhängig von Alter oder Hintergrund. Gerade in Zeiten zunehmender Unsicherheit und gesellschaftlicher Herausforderungen dürfen wir diese menschlichen Verbindungen nicht vernachlässigen. Es geht nicht nur um finanzielle Unterstützung, sondern um die Wertschätzung der Vielfalt, die unser Zusammenleben lebendig und solidarisch macht.“
Philipp Krechlak, Bezirksbeirat Neckarstadt-West, ergänzt: „Mit dieser Streichung wird auch noch ungewisser, was aus dem prominenten Platz zum Tor der Neckarstadt wird. Da ja auch der Bau des Forums Deutsche Sprache nicht feststeht, ist unsere Befürchtung sehr groß, dass damit ein Schandfleck etabliert wird. Doch aufgeben werden wir nicht, daher rufen wir auf, am 17.12.2024 zum Aktionsbündnis zu kommen.“
SPD warnt vor negativen Folgen für die Neckarstadt
Der SPD-Bezirksbeirat Neckarstadt-Ost reagiert mit Entsetzen auf die Entscheidung. In einer Pressemitteilung wird die Ablehnung der Fördermittel als „fatales Signal für die Neckarstadt und ihre Bewohnerinnen und Bewohner“ bezeichnet. Nora Dreier, SPD-Bezirksbeirätin, sieht darin einen Ausdruck der neuen politischen Mehrheitsverhältnisse: „Die neue konservative Ausrichtung des Gemeinderats zeigt, dass soziales Miteinander keine Priorität mehr hat. Ob dies wirklich im Sinne der Bürgerinnen und Bürger ist, darf stark bezweifelt werden.“
Sascha Brüning, Sprecher des SPD-Bezirksbeirats, warnt eindringlich vor den Folgen: „Die Stadt riskiert, dass der Alte Messplatz endgültig zu einem Brennpunkt für Drogen, Gewalt und Vermüllung wird. Noch mehr Brachfläche, die Kriminalität anzieht, braucht hier niemand.“ Nicolas Garrido, ebenfalls Bezirksbeirat, ergänzt: „Wer so handelt, gefährdet die Sicherheit in der Neckarstadt und zeigt eine erschreckende Ignoranz gegenüber den realen Problemen vor Ort.“
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Die Sozialdemokraten kritisieren auch den Umgang mit den Ehrenamtlichen des Projekts. „Das ist ein Schlag ins Gesicht für all jene, die mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit Verantwortung übernehmen und Lösungen schaffen“, so Brüning. Die SPD fordert die Stadt auf, alternative Lösungen vorzulegen, um die drohenden Folgen für die Neckarstadt abzuwenden.
Ein Ort für Vielfalt und Teilhabe
ALTER ist nicht nur ein Treffpunkt für die Nachbarschaft, sondern auch ein Ort, der die soziale und kulturelle Teilhabe von weniger privilegierten Menschen ermöglicht. Fouzia Hammoud erinnert daran, wie wichtig solche Räume gerade in Krisenzeiten sind: „Sie schlagen Brücken zwischen den Menschen und Kulturen.“
Kritik an Priorisierung der städtischen Kulturfinanzen
In einer Stellungnahme des ALTER-Teams wird die Entscheidung als symptomatisch für die Schieflage in der Verteilung von Kulturmitteln in Mannheim bezeichnet. Besonders scharf kritisiert wird, dass die hohen Kosten für die Generalsanierung des Nationaltheaters – der größten Kulturinstitution der Stadt – die Haushaltslage erheblich belasten. Während zweistellige Millionenbeträge in die sogenannte Hochkultur fließen, kämpfen freie Kulturprojekte wie ALTER ums Überleben. So wird das Maifeld Derby, ein weiteres wichtiges Kulturprojekt, 2025 voraussichtlich zum letzten Mal stattfinden, da auch hier keine ausreichende Förderung bereitgestellt wurde.
Vergleich: Nationaltheater und ALTER
Ebenfalls in ihrer Stellungnahme vergleichen die Verantwortlichen von ALTER die Dimensionen der Förderung: Während das Nationaltheater für die Spielzeit 2023/2024 rund 165.000 Besucher*innen erwartet, erreicht ALTER jährlich etwa 60.000 Menschen. Und das mit kostenfreien Angeboten, die einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Teilhabe leisten. Die verweigerte Förderung hätte einen vergleichsweise kleinen Betrag bedeutet, um die Arbeit des Zentrums nachhaltig abzusichern. Besonders betroffen von dieser Entscheidung seien, so das ALTER-Team, vor allem Bevölkerungsgruppen, denen kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe aufgrund ihrer sozioökonomischen Lage ohnehin erschwert sei. Sie warnen vor einer zunehmenden Marginalisierung freier Kulturprojekte in Mannheim und betonen die dringende Notwendigkeit, den Fortbestand des Treffpunkts zu sichern.
Auch OB Specht stimmte gegen ALTER
Das ALTER-Team dankt den Fraktionen der Grünen, SPD und LTK für ihre Unterstützung, zeigt sich jedoch enttäuscht über die Haltung von CDU, FW/ML, FDP/MfM und AfD, die den Antrag abgelehnt haben. Mit einer knappen Mehrheit von 24 Gegenstimmen zu 23 Ja-Stimmen scheiterte der Antrag im Gemeinderat. Christian Hötting (CDU) begründete die Ablehnung mit „finanziellen und konzeptionellen Gründen“. Neben den genannten Fraktionen stimmte auch Oberbürgermeister Christian Specht als Vorsitzender des Gemeinderats gegen die Förderung des ALTER-Projekts. Mit seiner Stimme hätte er den Fortbestand von ALTER sichern können, entschied sich jedoch dagegen.
Die Zukunft des Projekts bleibt weiterhin ungewiss. Ohne eine stabile finanzielle Basis droht der Verlust eines zentralen Ankerpunkts für sozialen Austausch und kulturelle Vielfalt.
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Das Projekt ALTER steht nach der Ablehnung von 55.000 Euro Haushaltsmitteln durch den Gemeinderat vor ungewisser Zukunft.
Der Gemeinderat Mannheim hat den Antrag auf Förderung des Projekts ALTER für die Jahre 2025 und 2026 abgelehnt. Damit bleiben die Einnahmen aus dem Parkplatzbetrieb die einzige finanzielle Stütze für das soziokulturelle Zentrum am Alten Messplatz. Bis zuletzt hatte die Stadt fest hinter dem Projekt gestanden. Nun droht neben dem Forum Deutsche Sprache auch noch ALTER wegzubrechen. Die Entscheidung löst nicht nur beim Trägerverein POW e.V., sondern auch in der lokalen Politik erhebliche Kritik aus.
Grüne: Orte wie ALTER fördern sozialen Zusammenhalt
Carmen Fontagnier, Grüne Bezirksbeirätin aus der Neckarstadt-Ost, zeigt sich über die Entscheidung bestürzt: „Dass die Mittel für den Treffpunkt ALTER gestrichen wurden, ist gleich ein doppeltes fatales Signal – für die Menschen, die sich dort treffen, und die Aktiven vom ALTER. Ich befürchte, dass die bestehenden Probleme weiter zunehmen werden.“
Auch ihre Parteikollegin Fouzia Hammoud betont die Bedeutung solcher Einrichtungen für die Stadtgesellschaft: „Solche Orte fördern nicht nur den sozialen Austausch, sondern stärken auch das Gefühl von Zugehörigkeit, Respekt und Gemeinschaft – unabhängig von Alter oder Hintergrund. Gerade in Zeiten zunehmender Unsicherheit und gesellschaftlicher Herausforderungen dürfen wir diese menschlichen Verbindungen nicht vernachlässigen. Es geht nicht nur um finanzielle Unterstützung, sondern um die Wertschätzung der Vielfalt, die unser Zusammenleben lebendig und solidarisch macht.“
Philipp Krechlak, Bezirksbeirat Neckarstadt-West, ergänzt: „Mit dieser Streichung wird auch noch ungewisser, was aus dem prominenten Platz zum Tor der Neckarstadt wird. Da ja auch der Bau des Forums Deutsche Sprache nicht feststeht, ist unsere Befürchtung sehr groß, dass damit ein Schandfleck etabliert wird. Doch aufgeben werden wir nicht, daher rufen wir auf, am 17.12.2024 zum Aktionsbündnis zu kommen.“
SPD warnt vor negativen Folgen für die Neckarstadt
Der SPD-Bezirksbeirat Neckarstadt-Ost reagiert mit Entsetzen auf die Entscheidung. In einer Pressemitteilung wird die Ablehnung der Fördermittel als „fatales Signal für die Neckarstadt und ihre Bewohnerinnen und Bewohner“ bezeichnet. Nora Dreier, SPD-Bezirksbeirätin, sieht darin einen Ausdruck der neuen politischen Mehrheitsverhältnisse: „Die neue konservative Ausrichtung des Gemeinderats zeigt, dass soziales Miteinander keine Priorität mehr hat. Ob dies wirklich im Sinne der Bürgerinnen und Bürger ist, darf stark bezweifelt werden.“
Sascha Brüning, Sprecher des SPD-Bezirksbeirats, warnt eindringlich vor den Folgen: „Die Stadt riskiert, dass der Alte Messplatz endgültig zu einem Brennpunkt für Drogen, Gewalt und Vermüllung wird. Noch mehr Brachfläche, die Kriminalität anzieht, braucht hier niemand.“ Nicolas Garrido, ebenfalls Bezirksbeirat, ergänzt: „Wer so handelt, gefährdet die Sicherheit in der Neckarstadt und zeigt eine erschreckende Ignoranz gegenüber den realen Problemen vor Ort.“
Die Sozialdemokraten kritisieren auch den Umgang mit den Ehrenamtlichen des Projekts. „Das ist ein Schlag ins Gesicht für all jene, die mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit Verantwortung übernehmen und Lösungen schaffen“, so Brüning. Die SPD fordert die Stadt auf, alternative Lösungen vorzulegen, um die drohenden Folgen für die Neckarstadt abzuwenden.
Ein Ort für Vielfalt und Teilhabe
ALTER ist nicht nur ein Treffpunkt für die Nachbarschaft, sondern auch ein Ort, der die soziale und kulturelle Teilhabe von weniger privilegierten Menschen ermöglicht. Fouzia Hammoud erinnert daran, wie wichtig solche Räume gerade in Krisenzeiten sind: „Sie schlagen Brücken zwischen den Menschen und Kulturen.“
Kritik an Priorisierung der städtischen Kulturfinanzen
In einer Stellungnahme des ALTER-Teams wird die Entscheidung als symptomatisch für die Schieflage in der Verteilung von Kulturmitteln in Mannheim bezeichnet. Besonders scharf kritisiert wird, dass die hohen Kosten für die Generalsanierung des Nationaltheaters – der größten Kulturinstitution der Stadt – die Haushaltslage erheblich belasten. Während zweistellige Millionenbeträge in die sogenannte Hochkultur fließen, kämpfen freie Kulturprojekte wie ALTER ums Überleben. So wird das Maifeld Derby, ein weiteres wichtiges Kulturprojekt, 2025 voraussichtlich zum letzten Mal stattfinden, da auch hier keine ausreichende Förderung bereitgestellt wurde.
Vergleich: Nationaltheater und ALTER
Ebenfalls in ihrer Stellungnahme vergleichen die Verantwortlichen von ALTER die Dimensionen der Förderung: Während das Nationaltheater für die Spielzeit 2023/2024 rund 165.000 Besucher*innen erwartet, erreicht ALTER jährlich etwa 60.000 Menschen. Und das mit kostenfreien Angeboten, die einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Teilhabe leisten. Die verweigerte Förderung hätte einen vergleichsweise kleinen Betrag bedeutet, um die Arbeit des Zentrums nachhaltig abzusichern. Besonders betroffen von dieser Entscheidung seien, so das ALTER-Team, vor allem Bevölkerungsgruppen, denen kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe aufgrund ihrer sozioökonomischen Lage ohnehin erschwert sei. Sie warnen vor einer zunehmenden Marginalisierung freier Kulturprojekte in Mannheim und betonen die dringende Notwendigkeit, den Fortbestand des Treffpunkts zu sichern.
Auch OB Specht stimmte gegen ALTER
Das ALTER-Team dankt den Fraktionen der Grünen, SPD und LTK für ihre Unterstützung, zeigt sich jedoch enttäuscht über die Haltung von CDU, FW/ML, FDP/MfM und AfD, die den Antrag abgelehnt haben. Mit einer knappen Mehrheit von 24 Gegenstimmen zu 23 Ja-Stimmen scheiterte der Antrag im Gemeinderat. Christian Hötting (CDU) begründete die Ablehnung mit „finanziellen und konzeptionellen Gründen“. Neben den genannten Fraktionen stimmte auch Oberbürgermeister Christian Specht als Vorsitzender des Gemeinderats gegen die Förderung des ALTER-Projekts. Mit seiner Stimme hätte er den Fortbestand von ALTER sichern können, entschied sich jedoch dagegen.
Die Zukunft des Projekts bleibt weiterhin ungewiss. Ohne eine stabile finanzielle Basis droht der Verlust eines zentralen Ankerpunkts für sozialen Austausch und kulturelle Vielfalt.
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Am 17. Dezember 2024 findet ein Treffen des Aktionsbündnisses Alter Messplatz statt. Schon am 29. November 2024 hatte die Bürgerinitiative ALTER bleibt! eine neue Petition gestartet. Direkt für ALTER spenden kann man auch.
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