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Was die Leute in der Neckarstadt-Ost umtreibt

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Die Lange Rötterstraße zwischen Müll- und Verkehrssündern | Foto: M. Schülke

Bei der Bezirksbeiratssitzung Neckarstadt-Ost äußerten Bürger*innen erneut Sorgen und Vorschläge zur Lebensqualität im Viertel.

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Im Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“ brachten mehrere Anwesende konkrete Probleme und Ideen aus dem Stadtteil ein. Die Beiträge spiegeln teils Frust, teils Engagement und machen deutlich, wo es in der Neckarstadt-Ost weiterhin klemmt.

„Kein Zustand insgesamt“

Ursula Werner sprach die Situation in der Langen Rötterstraße an. Die Straße sei nach der Sanierung mit Bäumen, Bank und Wildblumen eigentlich gelungen, doch durch Vermüllung entstehe ein völlig anderes Bild. Sie fand drastische Worte: „Die Lange Rötterstraße ist ein einziger Dreckhaufen.“

Verantwortlich dafür seien ihrer Beobachtung nach vor allem Passant*innen. Zudem schilderte sie, dass sich an einer Stelle der Straße regelmäßig eine obdachlose Person aufhalte, was wiederum andere Menschen anziehe, die dort gemeinsam Alkohol konsumierten. Werner zeigte Verständnis für die schwierige Lebenslage Betroffener und betonte, dass solche Situationen in Zukunft zunehmen werden. Zugleich äußerte sie den Wunsch, dass der öffentliche Raum so gestaltet und genutzt werde, dass er für alle nutzbar und zumutbar bleibe, insbesondere für Menschen, die dort mit Kindern unterwegs sind. Sie lobte das Engagement von Familien, die regelmäßig Müll aufsammelten, kritisierte aber, dass der Effekt nie lange anhalte. Aktionen reichten allein nicht aus.

BBC-Brücke und Post

Hans Heiser äußerte sich zur Baustelle am sogenannten BBC-Buckel. „Von Oktober bis Februar wurde überhaupt nicht gearbeitet“, sagte er. Das sorge für täglichen Rückstau und Lärm (wir berichteten). Bürgermeister Dirk Grunert konnte spontan keine Auskunft zur Ursache der Verzögerung geben.

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Außerdem sprach Heiser die unzureichende Postversorgung an. Seit der Schließung des Lufticus gebe es im Stadtteil keine vollwertige Anlaufstelle mehr. „Wir müssen jetzt nach Feudenheim fahren wegen eines Einschreibebriefs“, sagte er. Aus dem Gremium kam der Hinweis auf die Filiale in der Nebeniusstraße. Grunert betonte, die Stadt habe „tatsächlich wenig Eingriffsmöglichkeiten“, könne nur vermitteln und Gespräche mit der Post führen.

„Nur eine Frage der Zeit, dass da was passiert“

Manfred Shita machte auf ein Verkehrsproblem rund um die Baustelle des Kombibads in der Max-Joseph-Straße aufmerksam. Dort sei der Gehweg gesperrt, der Radweg ende plötzlich, eine provisorische Rampe leite direkt auf die Straße. „15 Meter vor der eigentlichen Kreuzung“, wie er sagte. Grund sei die Lagerung von Rohren auf dem Gehweg. Shita kritisierte die Gefährdung von Radfahrenden und Fußgänger*innen. „Es ist nur eine Frage der Zeit, dass da was passiert.“ Eine Umleitung oder Warnbeschilderung fehle. Bürgermeister Grunert sagte zu, die Hinweise an das Ordnungsamt weiterzugeben.

„Das ist für schmales Geld zu machen“

Stephan Grimm knüpfte an die Diskussion zur Langen Rötterstraße an, diesmal mit Blick auf die Verkehrssituation. Er kritisierte, dass die Tempo-20-Schilder „recht klein“ seien und kaum beachtet würden. Er schlug vor, das Tempolimit auf die gesamte Straße auszudehnen und nannte Google als Beispiel für Navigationsdienste, bei denen man ansetzen müsse, um Durchgangsverkehr zu verringern. Außerdem verwies er auf eine Beobachtung aus Frankreich, wo Ampeln bei überhöhter Geschwindigkeit auf Rot schalten.

Da sich die Stadt jetzt meist auf fehlende Mittel beruft, brachte Grimm schließlich eine alternative Finanzierungsidee ins Spiel. Maßnahmen wie ein markierter Fahrradstreifen könnten auch per Crowdfunding aus der Nachbarschaft unterstützt werden. Bürgermeister Grunert würdigte das Engagement, gab jedoch zu bedenken, dass der technische und finanzielle Aufwand oft unterschätzt werde. Deutlich wurde jedoch, wie drängend die Verkehrssituation vor ihrer Haustür den Bürger*innen ist.

Uhlandvorplatz wieder aufgreifen

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Der Uhlandvorplatz: Parkchaos, Beton und die latente Gefahr für die Schulkinder (Archiv 2024) | Foto: M. Schülke

Daniela Börlin forderte, die Umgestaltung des Uhlandvorplatzes erneut auf die Tagesordnung zu setzen. „Es gab eine große Bürgerbeteiligung, es gab viele gute Ideen“, sagte sie. Der Entwurf liege nun ungenutzt in der Schublade, dabei sei die Entsiegelung dringend notwendig. „Es werden Parkplätze wegfallen, aber es werden Bäume gebraucht.“ Börlin verwies auf die zunehmende Hitze im Stadtgebiet und betonte die Bedeutung zusätzlicher Begrünung. Bürgermeister Grunert erklärte, die Haushaltslage lasse derzeit keine neuen Projekte zu. Das Neckarstadtblog hatte das Thema bereits früher aufgegriffen. Auf mehrfaches Nachhaken bei der Stadt blieben konkrete Antworten aus.