Stadtentwicklung

Ganztagsausbau in der Neckarstadt kommt zu spät

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Die Mensa der Uhlandschule | Foto: M. Schülke

Nach wie vor bietet nur eine Schule in der Neckarstadt bisher Ganztagsunterricht an und dies wird auf absehbare Zeit auch so bleiben.

Im vergangenen Jahr berichtete das Neckarstadtblog über die ungleiche Verteilung von Ganztagsangeboten in Mannheim und die vielen Hürden auf dem Weg dorthin. Damals kündigte die Stadt an, den Ausbau weiter voranzutreiben, insbesondere an der Humboldtschule, der Käthe-Kollwitz-Schule und der Erich-Kästner-Schule. Diese Standorte sollten schrittweise in den Ganztagsbetrieb überführt oder über kooperative Modelle darauf vorbereitet werden. Ein Jahr später zeigt sich: Keine der genannten Schulen hat den Ganztagsbetrieb bislang aufgenommen.

Uhland-Grundschule bleibt einzige Ganztagsschule in der Neckarstadt

Die Uhland-Grundschule in der Neckarstadt-Ost hat bereits im Schuljahr 2012/13 früher als geplant mit dem Ganztagsbetrieb begonnen. Sie war damals die sechste Ganztagsgrundschule Mannheims und wurde als Modellprojekt ausgebaut. Bis heute ist sie die einzige Schule im Stadtteil, die ein verbindliches Ganztagsangebot anbietet.

Ganztagsbaustelle Humboldt

Die Humboldtschule wird derzeit neu gebaut. Der Spatenstich erfolgte im vergangenen Jahr, seither laufen die Arbeiten nach Angaben der Stadt planmäßig. Der Baufortschritt ist deutlich sichtbar, insbesondere bei den beiden Turnhallen und im Mensabereich. Der Abschluss der Arbeiten ist zum Schuljahr 2027/28 vorgesehen. Der Antrag für den Ganztagsbetrieb soll im Herbst 2026 gestellt werden. Damit wird der Einstieg in den Ganztagsbetrieb bereits jetzt geplant ein Jahr nach Einführung des bundesweiten Rechtsanspruchs erfolgen. Der Ganztagsausbau ist damit an der Humboldtschule am weitesten fortgeschritten – doch selbst dort wird das Ziel erst nachträglich erreicht.

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Vorbereitungen an Käthe-Kollwitz- und Erich-Kästner-Schule

An der Käthe-Kollwitz-Schule und der Erich-Kästner-Schule wurden laut Stadt pädagogische und räumliche Vorbereitungen getroffen. Beide Standorte sollen künftig Ganztagsangebote erhalten. Aktuell laufen Planungen für ein Modell des kooperativen Ganztags, das zusätzliche Betreuungsgruppen schaffen soll. Gespräche mit Trägern haben stattgefunden, eine bauliche Umsetzung ist bisher nicht erfolgt.

Die Käthe-Kollwitz-Schule bietet gute räumliche Voraussetzungen, benötigt aber zusätzliche Flächen, eine Mensa und Bewegungsräume. An der Erich-Kästner-Schule müssen zuvor Fragen des Brandschutzes geklärt werden. Ein Starttermin für den gebundenen Ganztag wurde von der Stadt nicht genannt. Beide Schulen werden gemeinsam betrachtet, die Schulbezirke wurden angepasst. Vorgesehen ist künftig eine vierzügige Käthe-Kollwitz- und eine dreizügige Erich-Kästner-Schule.

Keine Lösung für die Wilhelm-Busch-Schule

Für die Wilhelm-Busch-Schule, ein sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum, ist ein Ganztagsbetrieb derzeit nicht umsetzbar. Das Schulgebäude steht unter Denkmalschutz und bietet keine ausreichenden Flächen. Zusätzliche Flächen sind notwendig, die sich nach Angaben der Stadt nicht auf dem Schulgelände abbilden lassen. Die Verwaltung sucht weiterhin nach einer Lösung, idealerweise auf einem angrenzenden Grundstück. Bereits im Herbst 2024 hatte die Stadt auf räumliche Probleme an der Wilhelm-Busch-Schule hingewiesen. Seither hat sich an dieser Situation nichts geändert.

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Die Wilhelm-Busch-Schule | Foto: BBS

Fehlende Plätze im Stadtteil

Nach Angaben der Stadt stehen aktuell 8.195 Betreuungsplätze für Grundschulkinder in Mannheim zur Verfügung. Diese Zahl umfasst Ganztagsschulen, Horte, flexible Nachmittagsbetreuung und die verlässliche Grundschule. Zum Vollausbau des Rechtsanspruchs im Jahr 2029 wird mit einem Bedarf von 85 Prozent aller Erstklässler*innen gerechnet. Dafür fehlen stadtweit rechnerisch rund 1.200 Plätze.

In der Neckarstadt fehlen nach Einschätzung der Stadt rund 120 Plätze. Besonders angespannt ist die Situation an der Erich-Kästner- und der Käthe-Kollwitz-Schule sowie an der Käfertal-Grundschule. Letztere liegt zwar nicht im Stadtteil Neckarstadt, wurde aber von der Stadtverwaltung in diesem Zusammenhang ausdrücklich genannt.

Die Stadt erklärt, dass die Nachfrage je nach Sozialraum sehr unterschiedlich ist: In gut situierten Quartieren ist der Bedarf hoch, in Quartieren mit großen sozialen Herausforderungen vergleichsweise niedrig. In der Neckarstadt stehe vor allem der Bildungs- und Teilhabeaspekt im Vordergrund, der über den Ausbau von Ganztagsschulen verbessert werden soll.

Sparhaushalt bremst Ausbau

Der Ausbau der Ganztagsangebote steht derzeit unter den finanziellen Einschränkungen des städtischen Sparhaushalts. Die Stadt spricht von einer insgesamt „herausfordernden finanziellen Situation“ und hat bereits zwei Maßnahmen an anderen Schulen – an der Alfred-Delp- und der Almenhofschule – verschoben. Die Verwaltung will unter den neuen Voraussetzungen die bauliche Umsetzung der Ganztagsstandorte neu priorisieren. Ziel sei es, den Ausbau fortzusetzen, künftig aber auf kostengünstigere Bauverfahren zu setzen und innerhalb des reduzierten finanziellen Rahmens zu planen. Diese stadtweite Priorisierung betrifft damit auch die Neckarstadt.

Zielmarke verfehlt

Bereits 2015 hatte die Stadt Mannheim das Ziel formuliert, bis 2023 insgesamt 23 Ganztagsgrundschulen einzurichten. Dieses Ziel wurde nicht erreicht. Nach Angaben der Verwaltung gibt es im Schuljahr 2025/26 dreizehn Ganztagsgrundschulen. Die Uhlandschule in der Neckarstadt war 2012 Teil der ersten Ausbaustufe – und ist bis heute die einzige Schule im Stadtteil, die den Ganztagsbetrieb eingeführt hat.

Quellen: Auskünfte der Stadt Mannheim, Schulstatistik, Mannheimer Morgen (Archiv), eigene Recherchen