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Stadtentwicklung

Adolf-Damaschke-Ring: Neubau mit Nebenwirkungen

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Der Adolf-Damaschke-Ring in Feudenheim | Foto: Marina Terechov

Die GBG zieht eine positive Bilanz für das Bauprojekt in Feudenheim – doch zentrale Fragen bleiben unbeantwortet.

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Die städtische Wohnungsbaugesellschaft GBG hat ihr Neubauprojekt in der Siedlung am Adolf-Damaschke-Ring abgeschlossen. Zwischen sanierten Altbauten stehen nun vier neue Wohnblocks mit 114 Wohnungen. Ein ressourcenschonendes Wasserkonzept soll Abwasser und Regen für Bewässerung und Kühlung nutzbar machen. Erste Rückmeldungen aus der Mieterschaft fallen positiv aus, der GBG-Geschäftsführer spricht von einem „ganz wichtigen Projekt“. Auch Oberbürgermeister Christian Specht würdigte die Umsetzung – trotz der vorangegangenen, nicht immer „vergnüglichen Unterhaltungen“ mit dem Bezirksbeirat.

Doch während die Neubauten offiziell als Erfolg gelten, bleiben zentrale Fragen zur Entwicklung des Quartiers offen.

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Vor dem Servicewasser-Becken, v.l.n.r.: Frederik Helms, (Gräf Architekten), Gregor Kiefer (Bereichsleiter Baumanagement GBG), Dr. Simon Gehrmann (TU Darmstadt), Prof. Annette Rudolph-Cleff (TU Darmstadt), Oberbürgermeister Christian Specht, GBG-Geschäftsführer Karl-Heinz Frings | Foto: Nikola Haubner

Abriss trotz Protest

Die vier abgerissenen Wohnblocks stammten aus den 1950er Jahren. Ihr Zustand wurde als besonders marode eingestuft. Bereits ab 2014 formierten sich Mieter*innen-Initiativen, Bezirksbeiräte protestierten, öffentlich wurde über Gentrifizierung diskutiert. Die GBG vollzog daraufhin einen Strategiewechsel: Sanierung und Neubau sollten kombiniert werden. Sieben Gebäude und ein Hochhaus wurden erhalten, vier Blocks abgerissen. Von ursprünglich 134 Wohnungen mit 7.950 Quadratmetern blieb ein reduzierter Neubestand mit 114 Einheiten bei nun 8.600 Quadratmetern – größere Grundrisse, geringere Zahl.

Verdoppelte Miete im Neubau

Laut Angaben von Bürgermeister Ralf Eisenhauer lag die Durchschnittsmiete der alten Wohnungen 2021 bei rund 7,00 Euro pro Quadratmeter – bei einem damaligen Mannheimer Mietspiegel von 8,37 Euro. Die Wohnungen galten als unsaniert und mit „geringem Wohnkomfort“ ausgestattet. Die neuen Wohnungen kosten im Schnitt 14,50 Euro (frei finanziert) beziehungsweise 9,00 Euro (gefördert). Damit zahlen Mieter*innen ohne Anspruch auf eine Sozialwohnung mehr als doppelt so viel wie zuvor – für viele der ursprünglichen Mieter*innen aber nicht mehr bezahlbar.

Von der Mustersiedlung zur Zweiklassengesellschaft?

Bereits 2014 warfen Bewohner*innen der GBG vor, durch Leerstand und unterlassene Instandhaltung den Abriss selbst herbeigeführt zu haben. Mehr als 40 Wohnungen standen damals über Jahre leer. Fenster wurden laut Berichten nur auf Mieter*innen-Initiative ersetzt, weitere Modernisierungen blieben aus. Die Kritik: Die Folgen jahrzehntelanger Vernachlässigung sollten nun die Bewohner*innen durch Abriss und teurere Mieten tragen.

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Die neue Bebauung bietet modernen Wohnstandard: Aufzüge, Loggien, Tiefgarage, große Abstellräume, breite Gänge. Doch viele frühere Bewohner*innen mussten weichen, obwohl 2014 öffentlich versichert wurde, dass niemand vertrieben werden solle. Die tatsächliche Mietentwicklung stellt dieses Versprechen infrage.

Einige Mieter*innen beklagten schon 2014 den Verlust ihres gewachsenen Wohnumfelds. Kleinere, günstige Wohnungen sind nun verschwunden, größere Einheiten dominieren. Für viele veränderte sich das soziale Gefüge damals bereits spürbar.

Ein besonderer Ort mit wechselhafter Geschichte

Die ursprüngliche Siedlung wurde Mitte der 1950er Jahre von der GBG errichtet – als Beitrag zur damaligen Bundesgartenschau-Bewerbung Mannheims. Auch wenn die Stadt damals zurückzog, entstand hier ein Modellprojekt des sozialen Wohnungsbaus, das sogar der damalige Bundespräsident Theodor Heuss besichtigte.

Heute ist davon nur noch ein Teil erhalten. Die Aufwertung ist vollzogen – die Debatte über ihre soziale Verträglichkeit geht weiter.

Quellen: Mannheimer Morgen (Bezahlschranke), eigene Recherchen, Archivmaterial des Neckarstadtblogs