Eine mehrstöckige Wohn-Lasagne über der Adria als Nachverdichtung? | Bild: KI-generiert / M. Schülke
Rundgang, Bericht, Kommentar, PM – wie aus einem Halbsatz eine Adria-Debatte entstand. Oder etwa doch nicht?
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Am Anfang stand ein Stadtteilspaziergang. Die SPD Neckarstadt-Ost lud am 20. Mai 2025 zum Rundgang unter dem Motto „Mut zur Lücke“. Thema war die Wohnungsnot in Mannheim und was man ihr mit Nachverdichtung und neuen Ideen entgegensetzen könnte. Stadtrat Reinhold Götz und der Architekt Dennis Ewert zeigten Baulücken, leerstehende Flächen und Potenziale für zusätzlichen Wohnraum. Eine Station war auch die Pizzeria Adria am Alten Messplatz – ein einstöckiger Nachkriegsbau, dessen Grundstück laut SPD grundsätzlich aufstockbar sei.
Ein Rundgang mit medialen Folgen | Foto: Neckarstadtblog
Ein Halbsatz sorgt für Aufregung
In der Berichterstattung des Mannheimer Morgen vom 23. Mai wurde genau dieser Hinweis aufgegriffen. Das Adria wurde – neben vielen anderen Orten – als Beispiel erwähnt, wo ein fünfstöckiges Haus mit Gewerbe und Wohnungen denkbar wäre. Es war ein einzelner Absatz im Artikel über ein größeres Thema. Doch in der Folge entwickelte sich daraus eine Geschichte für sich.
Kommentar mit Nudel-Metapher
Thorsten Langscheids augenzwinkernder Kommentar im Mannheimer Morgen | Quelle: MM
Schon einen Tag später folgte in der Rubrik „Übrigens…“ ein Kommentar von Thorsten Langscheid. In humorvollem Ton stellte er die Frage, ob ausgerechnet das „kultige Kiez-Café“ als Baulücke infrage kommen müsse. Es sei zwar nachvollziehbar, dass in der Neckarstadt Wohnraum gesucht werde – aber doch bitte nicht auf Kosten des vertrauten Nudelhafens. Zwischen Ironie und Seitenhieben auf die SPD-Verantwortung für das Bauressort wurde klar: Die Nennung des Adria war mehr als ein Detail. Zumindest für den Autor.
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Die SPD reagiert – mit Humor und Einladung
Die SPD Neckarstadt-Ost reagierte wenige Tage später mit einer ausführlichen Pressemitteilung – versehen mit Wortspielen und Nudelbildern. Man stehe fest zur Adria, betonte der Ortsverein. Von Abriss könne keine Rede sein. Vielmehr gehe es darum, Optionen für Wohnraum bei Erhalt der gastronomischen Nutzung zu prüfen. Zur Entschärfung lud man zum Pressegespräch mit Pasta ein. Empfehlung des Hauses: Pasta Melange.
War da überhaupt eine Debatte?
Bleibt die Frage: Gab es wirklich eine öffentliche Empörung? Oder war das Ganze eine kleine Debatte zwischen Lokalredaktion und SPD-Ortsverein – geführt in einer Art Nudel-Dialog, den außerhalb kaum jemand mitbekam? Es gibt bislang keine Hinweise auf Bürgerproteste, Einwände aus der Nachbarschaft oder politische Konsequenzen. Vielleicht handelte es sich um ein Musterbeispiel kommunikativer Eigendynamik: Ein Bericht mit einem Halbsatz, ein Kommentar mit viel Meinung, eine Pressemitteilung mit Klarstellung – und eine Aufregung, die womöglich nur auf dem Papier stattfand.
Baulücken und Bauchgefühle
Was bleibt, ist ein nachdenklicher Blick auf die Wechselwirkungen von Stadtentwicklung und Symbolik. Wer Orte wie die Adria in den Kontext der Nachverdichtung stellt, betritt sensibles Terrain – auch wenn es gut gemeint ist. Denn Orte wie dieses Café stehen für mehr als nur Fläche. Sie sind Identitätsanker. Und vielleicht auch Warnsignal dafür, wie schnell eine politische Botschaft in der Öffentlichkeit ganz anders ankommen kann, als beabsichtigt.
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Rundgang, Bericht, Kommentar, PM – wie aus einem Halbsatz eine Adria-Debatte entstand. Oder etwa doch nicht?
Am Anfang stand ein Stadtteilspaziergang. Die SPD Neckarstadt-Ost lud am 20. Mai 2025 zum Rundgang unter dem Motto „Mut zur Lücke“. Thema war die Wohnungsnot in Mannheim und was man ihr mit Nachverdichtung und neuen Ideen entgegensetzen könnte. Stadtrat Reinhold Götz und der Architekt Dennis Ewert zeigten Baulücken, leerstehende Flächen und Potenziale für zusätzlichen Wohnraum. Eine Station war auch die Pizzeria Adria am Alten Messplatz – ein einstöckiger Nachkriegsbau, dessen Grundstück laut SPD grundsätzlich aufstockbar sei.
Ein Halbsatz sorgt für Aufregung
In der Berichterstattung des Mannheimer Morgen vom 23. Mai wurde genau dieser Hinweis aufgegriffen. Das Adria wurde – neben vielen anderen Orten – als Beispiel erwähnt, wo ein fünfstöckiges Haus mit Gewerbe und Wohnungen denkbar wäre. Es war ein einzelner Absatz im Artikel über ein größeres Thema. Doch in der Folge entwickelte sich daraus eine Geschichte für sich.
Kommentar mit Nudel-Metapher
Schon einen Tag später folgte in der Rubrik „Übrigens…“ ein Kommentar von Thorsten Langscheid. In humorvollem Ton stellte er die Frage, ob ausgerechnet das „kultige Kiez-Café“ als Baulücke infrage kommen müsse. Es sei zwar nachvollziehbar, dass in der Neckarstadt Wohnraum gesucht werde – aber doch bitte nicht auf Kosten des vertrauten Nudelhafens. Zwischen Ironie und Seitenhieben auf die SPD-Verantwortung für das Bauressort wurde klar: Die Nennung des Adria war mehr als ein Detail. Zumindest für den Autor.
Die SPD reagiert – mit Humor und Einladung
Die SPD Neckarstadt-Ost reagierte wenige Tage später mit einer ausführlichen Pressemitteilung – versehen mit Wortspielen und Nudelbildern. Man stehe fest zur Adria, betonte der Ortsverein. Von Abriss könne keine Rede sein. Vielmehr gehe es darum, Optionen für Wohnraum bei Erhalt der gastronomischen Nutzung zu prüfen. Zur Entschärfung lud man zum Pressegespräch mit Pasta ein. Empfehlung des Hauses: Pasta Melange.
War da überhaupt eine Debatte?
Bleibt die Frage: Gab es wirklich eine öffentliche Empörung? Oder war das Ganze eine kleine Debatte zwischen Lokalredaktion und SPD-Ortsverein – geführt in einer Art Nudel-Dialog, den außerhalb kaum jemand mitbekam? Es gibt bislang keine Hinweise auf Bürgerproteste, Einwände aus der Nachbarschaft oder politische Konsequenzen. Vielleicht handelte es sich um ein Musterbeispiel kommunikativer Eigendynamik: Ein Bericht mit einem Halbsatz, ein Kommentar mit viel Meinung, eine Pressemitteilung mit Klarstellung – und eine Aufregung, die womöglich nur auf dem Papier stattfand.
Baulücken und Bauchgefühle
Was bleibt, ist ein nachdenklicher Blick auf die Wechselwirkungen von Stadtentwicklung und Symbolik. Wer Orte wie die Adria in den Kontext der Nachverdichtung stellt, betritt sensibles Terrain – auch wenn es gut gemeint ist. Denn Orte wie dieses Café stehen für mehr als nur Fläche. Sie sind Identitätsanker. Und vielleicht auch Warnsignal dafür, wie schnell eine politische Botschaft in der Öffentlichkeit ganz anders ankommen kann, als beabsichtigt.
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